15.09.2025

Am drit­ten Jah­res­tag der muti­gen „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung im Iran geden­ken PRO ASYL und HÁWAR.help des gewalt­vol­len Todes von Jina Mah­sa Ami­ni und all der­je­ni­gen, die im Iran für Frei­heit, Gleich­be­rech­ti­gung und Men­schen­wür­de kämp­fen. Besorg­nis­er­re­gend ist die sin­ken­de Schutz­quo­te für Iraner*innen in Deutsch­land bei zuneh­men­der Repres­si­on und Gewalt im Iran. PRO ASYL und HÁWAR.help for­dern Schutz und einen bun­des­wei­ten Abschie­be­stopp in den Iran.

Deutsch­land muss geflüch­te­ten Men­schen aus dem Iran Schutz bie­ten – ohne Wenn und Aber. Es braucht eine kla­re Aner­ken­nung in den Asyl­ver­fah­ren und einen bun­des­wei­ten Abschie­be­stopp in den Iran. Jeg­li­che Zusam­men­ar­beit mit dem Regime, die Abschie­bun­gen über­haupt ermög­li­chen, muss ein­ge­stellt wer­den. Ansons­ten blei­ben die Soli­da­ri­täts­be­kun­dun­gen deut­scher Politiker*innen wei­ter­hin lee­re Wor­te in Sonn­tags­re­den”, sagt Tareq Alaows, flücht­lings­po­li­ti­scher Spre­cher von PRO ASYL.

Die Bun­des­re­gie­rung hat sich in ihrem Koali­ti­ons­ver­trag zur Unter­stüt­zung gefähr­de­ter Iraner*innen bekannt: „Wir wer­den den Druck erhö­hen, indem wir […] Men­schen­rechts­ver­tei­di­ger – vor allem Frau­en – gezielt unter­stüt­zen.“ Die­ses Ver­spre­chen muss sie ein­lö­sen. Der Jah­res­tag erin­nert dar­an: Soli­da­ri­tät mit der ira­ni­schen Demo­kra­tie- und Frei­heits­be­we­gung bedeu­tet auch, hier­zu­lan­de Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men. Men­schen, die vor dem ira­ni­schen Regime flie­hen, brau­chen Sicher­heit – nicht Angst vor Abschiebung.

„Das ira­ni­sche Regime hat seit Anfang des Jah­res mehr als 900 Men­schen hin­ge­rich­tet. Nach dem Angriff Isra­els neh­men Ver­fol­gung und Repres­si­on im Land zu und rich­ten sich ver­stärkt gegen eth­nisch und reli­gi­ös mar­gi­na­li­sier­te Grup­pen und Frau­en. Jedes Mal, wenn das Regime außen­po­li­tisch in Bedräng­nis gerät, greift es innen­po­li­tisch umso här­ter durch”, sagt Mari­am Cla­ren, Head of Iran Pro­grams bei HÁWAR.help.

PRO ASYL und HÁWAR.help for­dern von der Bundesregierung: 

  1. Abschie­be­stopp in den Iran: Solan­ge das ira­ni­sche Regime Men­schen will­kür­lich inhaf­tiert, fol­tert und tötet, darf nie­mand dort­hin abge­scho­ben wer­den. 
  2. Aner­ken­nung geschlechts­spe­zi­fi­scher Ver­fol­gung: Frau­en und que­e­re Men­schen müs­sen als beson­ders gefähr­de­te Grup­pen aner­kannt wer­den. Ihre Ver­fol­gung ist sys­te­ma­tisch und darf nicht rela­ti­viert wer­den. 
  3. Schutz vor eth­ni­scher und reli­giö­ser Ver­fol­gung: Ange­hö­ri­ge eth­ni­scher und reli­giö­ser Min­der­hei­ten wie Kurd*innen, Bahá­’í , Christ*innen und vie­le ande­re sind im Iran stän­di­ger Repres­si­on aus­ge­setzt. Ihre Schutz­be­dürf­tig­keit muss unein­ge­schränkt aner­kannt wer­den. 
  4. Kei­ne Dub­lin-Abschie­bun­gen in unsi­che­re Staa­ten: Men­schen, die aus dem Iran flie­hen, dür­fen nicht in euro­päi­sche Län­der abge­scho­ben wer­den, in denen ihnen Ket­ten­ab­schie­bun­gen in den Iran dro­hen. Deutsch­land muss sein Recht auf Selbst­ein­tritt kon­se­quent nut­zen, um Schutz zu gewährleisten. 
  5. Auf­nah­me huma­ni­tä­rer Här­te­fäl­le aus dem Iran: Nach § 22 des Auf­ent­halts­ge­set­zes kön­nen beson­ders gefähr­de­te Men­schen ein Visum für Deutsch­land bekom­men. Deutsch­land muss von die­ser Mög­lich­keit Gebrauch machen und beson­ders bedroh­ten Men­schen Schutz gewähren.

Sin­ken­de Schutz­quo­te trotz stei­gen­der Bedro­hung im Iran

Mit 26 Pro­zent berei­nig­te Gesamt­schutz­quo­te im Zeit­raum Janu­ar bis August 2025 erhält aktu­ell nur noch rund jede vier­te asyl­su­chen­de Per­son aus dem Iran Schutz fast drei Vier­tel wer­den abge­lehnt. Im Jahr 2024 erhiel­ten nach der berei­nig­ten Schutz­quo­te noch rund 37 Pro­zent der Asylantragssteller*innen Schutz vom Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge. Die Gerich­te sehen die Ableh­nungs­pra­xis des Bun­des­am­tes kri­tisch: Nach PRO ASYL vor­lie­gen­den Zah­len haben Ver­wal­tungs­ge­rich­te in rund 42 Pro­zent der über­prüf­ten Fäl­le ursprüng­li­che BAMF-Bescheid auf­ge­ho­ben. In 93 Pro­zent der bean­stan­de­ten BAMF-Beschei­de wur­de gericht­lich die Flücht­lings­ei­gen­schaft zuerkannt. 

Wei­te­re Erläu­te­run­gen zur kata­stro­pha­len Men­schen­rechts­la­ge in Iran fin­den Sie im aktu­el­len Posi­ti­ons­pa­pier von HÁWAR.help.

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