06.02.2023

Das schwe­re Erd­be­ben in der tür­kisch-syri­schen Grenz­re­gi­on hat bereits über tau­send Men­schen­le­ben gefor­dert. Inter­na­tio­na­le Unter­stüt­zung wur­de für die Tür­kei zuge­sagt. Es liegt in der Ver­ant­wor­tung der Inter­na­tio­na­len Gemein­schaft, jetzt auch ein Groß­auf­ge­bot an Hil­fe in den eben­falls schwer betrof­fe­nen Nor­den Syri­ens zu schi­cken. Ansons­ten ste­hen Tau­sen­de wei­te­re Men­schen­le­ben auf dem Spiel.

Die Aus­wir­kun­gen der Erd­be­ben in der tür­kisch-syri­schen Grenz­re­gi­on sind noch nicht voll­stän­dig über­schau­bar. Die Opfer­zahl steigt stünd­lich, wei­te­re Erd- und Nach­be­ben sind zu erwar­ten. Klar ist schon jetzt, dass sie ver­hee­rend sind und die ohne­hin dra­ma­ti­sche und für vie­le Men­schen im Nor­den Syri­ens exis­tenz­be­dro­hen­de Situa­ti­on immens verschlimmern.

Ins­be­son­de­re der Nord­wes­ten Syri­ens lei­det seit Jah­ren mas­siv unter den anhal­ten­den Bom­bar­die­run­gen des Assad-Regimes und Russ­lands. Die medi­zi­ni­sche Infra­struk­tur ist in der gesam­ten Regi­on nahe­zu gänz­lich zer­stört. Seit meh­re­ren Jah­ren lei­den die Men­schen zusätz­lich unter Coro­na, Cho­le­ra und einer hohen Infla­ti­on. Die Gesamt­si­tua­ti­on hat­te bereits vor dem Erd­be­ben das Über­le­ben hier fast unmög­lich gemacht. Allein in Idlib sind vier Mil­lio­nen Men­schen auf huma­ni­tä­re Hil­fe ange­wie­sen – davon kommt aber nur wenig an. Wäh­rend der Nord­wes­ten halb­jähr­lich um die Ver­län­ge­rung des letz­ten ver­blie­be­nen offe­nen Grenz­über­gangs für UN-Hil­fen bangt, ist der Nord­os­ten seit der Schlie­ßung des Grenz­über­gangs für Hil­fen von außen im Jahr 2020 gänz­lich von unab­hän­gi­ger inter­na­tio­na­ler huma­ni­tä­rer Hil­fe abgeschnitten.

Nun sind Tau­sen­de wei­te­re Men­schen über Nacht obdach­los gewor­den, vie­le sind schwer ver­letzt. Nach­be­ben könn­ten auf­grund der maro­den, vom Krieg zer­stör­ten Infra­struk­tur wei­te­re Haus­ein­stür­ze nach sich zie­hen. Beson­ders betrof­fen sind die Regio­nen Idlib und Alep­po – genau jene Gebie­te, die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren immer wie­der mas­siv bom­bar­diert wur­den. Von den Fol­gen des Erd­be­bens sind damit in Syri­en die­je­ni­gen Bevöl­ke­rungs­grup­pen betrof­fen, die bereits am stärks­ten unter den Aus­wir­kun­gen des Krie­ges leiden.

„Wir unter­stüt­zen die inter­na­tio­na­le Hil­fe für die Betrof­fe­nen in der Tür­kei. Aber auch in Syri­en dür­fen wir jetzt kei­ne Zeit ver­lie­ren! Unse­re Partner*innen schrei­ben uns Nach­rich­ten, dass vor Ort gera­de drin­gend Was­ser, Lebens­mit­tel, Medi­ka­men­te und schwe­res Gerät benö­tigt wer­den, um die Trüm­mer zu heben und Men­schen zu ber­gen. Die UN muss jetzt sofort alles Not­wen­di­ge tun, um den Men­schen in den betrof­fe­nen Gebie­ten schnell zu hel­fen!“, for­dert Sven­ja Borg­schul­te, Head of Out­reach & PR bei der deutsch-syri­schen Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on Adopt a Revolution.

Tareq Alaows, flücht­lings­po­li­ti­scher Spre­cher von PRO ASYL for­dert: „Ange­sichts des Aus­ma­ßes der Kata­stro­phe soll­ten poli­ti­sche Befind­lich­kei­ten zurück­ge­stellt und allen Opfern glei­cher­ma­ßen gehol­fen wer­den. Dafür müs­sen die Gren­zen zu den betrof­fe­nen Gebie­ten im Nor­den Syri­ens geöff­net wer­den, damit dort Hil­fe zu den Men­schen gelan­gen kann und beson­ders schwer Ver­letz­te her­aus­ge­holt wer­den kön­nen. Beson­ders vul­nerable Per­so­nen müs­sen unter Umstän­den auch nach Deutsch­land aus­ge­flo­gen werden.“

Kon­kret for­dern Adopt a Revo­lu­ti­on und PRO ASYL:

  • Ein sofor­ti­ges und anhal­ten­des Groß­auf­ge­bot an huma­ni­tä­rer und tech­ni­scher UN-Hil­fe und medi­zi­ni­scher Ver­sor­gung in die betrof­fe­nen Gebie­te im Nord­os­ten und Nord­wes­ten Syriens.
  • Dafür müs­sen jetzt mehr Grenz­über­gän­ge von der Tür­kei und dem Irak geöff­net wer­den, die auch dau­er­haft pas­sier­bar bleiben.
  • Die Geber­län­der, dar­un­ter die deut­sche Bun­des­re­gie­rung, müs­sen Hilfs­lie­fe­run­gen auch ohne Man­dat des UN-Sicher­heits­rats über Grenz­über­gän­ge in den Nor­den Syri­ens schi­cken. Hil­fe darf nicht über das Assad-Regime, son­dern muss über unab­hän­gi­ge Wege in die betrof­fe­nen Gebie­te gelangen.
  • Gleich­zei­tig muss die Syri­en-Hil­fe gene­rell von der UN ent­kop­pelt und statt­des­sen direkt loka­le huma­ni­tä­re Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen unter­stützt werden.
  • Ver­letz­te müs­sen aus Syri­en her­aus­ge­holt und medi­zi­nisch ver­sorgt wer­den, weil die­se vor Ort nicht aus­rei­chend ver­sorgt wer­den können.
  • Es braucht einen huma­ni­tä­ren Kor­ri­dor aus Idlib her­aus und Auf­nah­me­pro­gram­me, um beson­ders vul­nerable Per­so­nen aus den Gebie­ten her­aus­ho­len zu können.

Ansprechpartner*innen:
Adopt a Revo­lu­ti­on: Sven­ja Borg­schul­te, presse@adoptrevolution.org, mobil: 063–78 43 912

PRO ASYL: presse@proasyl.de, Tel.: 069–24231430

Adopt a Revo­lu­ti­on ver­mit­telt Ihnen ger­ne Inter­views mit und Zita­te von Projektpartner*innen aus den betrof­fe­nen Regionen.

Über Adopt a Revolution

Adopt a Revo­lu­ti­on unter­stützt seit Anfang 2012 die Arbeit der syri­schen Zivil­ge­sell­schaft und ver­mit­telt hier­zu­lan­de Infor­ma­tio­nen aus der syri­schen Demo­kra­tie­be­we­gung. Unter https://adoptrevolution.org/ stellt die Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on aktu­el­le Ent­wick­lun­gen aus der syri­schen Zivil­ge­sell­schaft dar. Zivi­le Initia­ti­ven in Syri­en hat Adopt a Revo­lu­ti­on bis­her mit über zwei Mil­lio­nen Euro aus Klein­spen­den finan­zi­ell unterstützt.

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