31.03.2009

„Wer Hun­der­te von Boots­flücht­lin­gen bei stür­mi­scher See ohne Ret­tungs­boo­te aufs Meer schickt, ist ein Ver­bre­cher. Aber auch die, die alle Flucht­we­ge nach Euro­pa um jeden Preis blo­ckie­ren wol­len, machen sich mit­schul­dig am Tod der Boots­flücht­lin­ge“, so Karl Kopp, Europa­re­fe­rent von PRO ASYL. „Der hun­dert­fa­che Tod vor der Küs­te Liby­ens ist Resul­tat einer men­schen­ver­ach­ten­den Schlep­per­in­dus­trie, aber auch einer zyni­schen, dop­pel­bö­di­gen euro­päi­schen Flüchtlingspolitik.“

Was muss noch pas­sie­ren, wie vie­le wei­te­re Tote muss es noch geben, damit Euro­pa end­lich han­delt und sei­ne ver­hee­ren­de Abwehr­po­li­tik kor­ri­giert ? Die zyni­sche Reak­ti­on des rechts­po­pu­lis­ti­schen Innen­mi­nis­ters Ita­li­ens, Rober­to Maro­ni, auf die­se Tra­gö­die: Ab Mit­te Mai 2009 wer­de die­ser Flucht­weg durch gemein­sa­me Grenz­pa­trouil­len mit Liby­en dau­er­haft geschlos­sen. Dies ist ein Pro­gramm, die Todes­ra­te auf See wei­ter zu erhöhen.

Die Stra­te­gie, Ghad­da­fi als Gen­darm für Euro­pa zu instru­men­ta­li­sie­ren, nimmt schwers­te Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen – tau­send­fa­che Inhaf­tie­run­gen, Miss­hand­lun­gen und zahl­rei­che Ver­ge­wal­ti­gun­gen von Flücht­lings­frau­en – gegen­über Flücht­lin­gen in Liby­en in Kauf.

Ange­sichts der größ­ten Flücht­lings­ka­ta­stro­phe in der Geschich­te der Euro­päi­schen Uni­on for­dert PRO ASYL die Bun­des­re­gie­rung, die EU-Kom­mis­si­on und das Euro­päi­sche Par­la­ment auf, von den übli­chen Ritua­len abzu­se­hen und end­lich einen Ret­tungs­plan für Boots­flücht­lin­ge und Schutz­su­chen­de im liby­schen Tran­sit vorzulegen.

Alle Ver­su­che von Mit­glieds­staa­ten und Fron­tex-Ver­bän­den, Flücht­lings­boo­te abzu­drän­gen, müs­sen been­det wer­den. Avi­sier­te Poli­zei­ko­ope­ra­tio­nen und working agree­ments von Fron­tex mit Dritt­staa­ten wie Liby­en sind zu stoppen.

Die effek­tivs­te Form, die boo­men­de Bran­che der Schlep­per und Schleu­ser zu bekämp­fen und Men­schen­le­ben zu ret­ten, ist es den gefah­ren­frei­en und lega­len Zugang von Schutz­su­chen­den zu gewäh­ren. Geschütz­te Ein­rei­se­ver­fah­ren und huma­ni­tä­re Visa für Tran­sit­flücht­lin­ge in Liby­en nach Euro­pa wären ein ers­te Ges­te der Menschlichkeit.

gez. Karl Kopp, Europareferent

Alle Presse­mitteilungen