13.01.2021

PRO ASYL for­dert Abzug der deut­schen Ein­satz­kräf­te. Fron­tex muss auf den Prüfstand!

„Die Beweis­la­ge gegen den Fron­tex-Direk­tor Fabri­ce Leg­ge­ri und sei­ne Agen­tur ist erdrü­ckend. Fron­tex ist direkt und indi­rekt an schwe­ren Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen betei­ligt. Der über­fäl­li­ge Rück­tritt Leg­ge­ris reicht schon längst nicht mehr aus, Fron­tex muss ins­ge­samt auf den Prüf­stand“, kom­men­tiert Karl Kopp, Lei­ter der Euro­pa­ab­tei­lung von PRO ASYL die für heu­te ange­setz­te Befra­gung Leg­ge­ris im Innen- und Men­schen­rechts­aus­schuss des Deut­schen Bundetags.

Die Grenz­schutz­agen­tur ist an den EU-Außen­gren­zen Kom­pli­zin bei schwe­ren Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen. Die inter­ne Kon­trol­le der Agen­tur funk­tio­niert nicht – und eine exter­ne, unab­hän­gi­ge Instanz exis­tiert nicht.

„Deutsch­land ist an den Fron­tex-Ein­sät­zen betei­ligt, dem­entspre­chend ist es an der Bun­des­re­gie­rung, end­lich zu umfas­sen­der Auf­klä­rung bei­zu­tra­gen“, so Kopp im Hin­blick auf Berich­te, die die Betei­li­gung der Bun­des­po­li­zei an völ­ker­rechts­wid­ri­gen Zurück­wei­sun­gen – soge­nann­ten Push-Backs – von Flücht­lin­gen in der Ägä­is belegen.

Die Bun­des­po­li­zei war im Ein­satz­ge­biet Ägä­is in nach­weis­lich min­des­tens einer Push Back-Ope­ra­ti­on ver­wi­ckelt: Flücht­lin­ge wur­den ille­gal zurück­ge­schickt, statt sie zu ret­ten. Der Spie­gel und Report Mainz mach­ten im Novem­ber 2020 unter Beru­fung auf inter­ne Doku­men­te von Fron­tex den Ein­satz vom 10. August 2020 öffent­lich: An die­sem Mor­gen wur­de die Besat­zung der „Ucker­mark“ über ein Schlauch­boot mit 40 Schutz­su­chen­de in der Ägä­is alar­miert. Statt die Insas­sen aus See­not zu ret­ten, war­te­te die Besat­zung der „Ucker­mark“ auf die grie­chi­sche Küs­ten­wa­che und ver­ließ dann die Posi­ti­on. Spä­ter wur­den die Schutz­su­chen­den in tür­ki­schem Gewäs­ser durch die tür­ki­sche Küs­ten­wa­che aufgegriffen.

In den Ein­satz­ge­bie­ten von Fron­tex an den EU-Außen­gren­zen fin­den sys­te­ma­ti­sche Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen, Gewalt­ex­zes­se und tau­send­fa­che Push-Backs statt. Leg­ge­ri hat kei­nen die­ser men­schen­rechts­wid­ri­gen Ein­sät­ze been­det, obwohl die Fron­tex-Ver­ord­nung dies vor­sieht. Bei­spiel Ungarn: Hier wur­den Push-Backs 2016 zur offi­zi­el­len Regie­rungs­po­li­tik von Vic­tor Orban. Seit­dem wur­den über 50.000 Schutz­su­chen­de rechts­wid­rig zurück­ge­wie­sen. Leg­ge­ri hielt den­noch an dem Ein­satz fest. Der Fron­tex- Chef hat bis­her wenig zur Auf­klä­rung der Vor­wür­fe bei­getra­gen, im Gegen­teil: Vor dem Innen­aus­schuss des EU- Par­la­ments im Dezem­ber 2020 sag­te er die Unwahr­heit. Die schwer­wie­gen­de Grund- und Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen im Rah­men von Fron­tex- Ope­ra­tio­nen müs­sen Kon­se­quen­zen haben.

PRO ASYL for­dert die Bun­des­re­gie­rung auf:

1.   das deut­sche Kon­tin­gent mit­samt tech­ni­scher Aus­rüs­tung aus Fron­tex-Ein­sät­zen abzuziehen,
2.   die Vor­wür­fe gegen deut­sche Beamt*innen lücken­los aufzuklären,
3.   von Arti­kel 46, Absatz 2, der Fron­tex-Ver­ord­nung Gebrauch zu machen und als an der Ope­ra­ti­on teil­neh­men­der Mit­glied­staat ange­sichts der schwe­ren Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen „den Exe­ku­tiv­di­rek­tor (zu) ersu­chen, die ope­ra­ti­ve Tätig­keit zu beenden.“

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