28.01.2011

Ges­tern ver­kün­dig­te die EU-Innen­kom­mis­sa­rin, Ceci­lia Malm­stroem, den erfolg­rei­chen Abschluss der Ver­hand­lun­gen über ein Rück­über­nah­me­ab­kom­men mit der Türkei. 

Nach Auf­fas­sung von PRO ASYL muss das Euro­pa­par­la­ment die­sen Abschie­be­ver­trag ver­hin­dern. Die EU-Kom­mis­si­on arbei­tet die repres­si­ve Agen­da der Innen­mi­nis­ter ab, ohne Rück­sicht auf die men­schen­recht­li­che Situa­ti­on in der Tür­kei. Das Tran­sit­land besitzt kein Schutz­sys­tem für Flücht­lin­ge, die Rech­te von Schutz­su­chen­den und Migran­ten wer­den sys­te­ma­tisch verletzt. 

Ange­sichts der Situa­ti­on von Flücht­lin­gen und Migran­ten in Grie­chen­land gewinnt die Mel­dung über die „erfolg­rei­che“ Been­di­gung der Ver­hand­lun­gen eine dra­ma­ti­sche Bedeu­tung für den Flücht­lings­schutz an den öst­li­chen Außen­gren­zen der EU. Es kommt bereits heu­te zu völ­ker­rechts­wid­ri­gen Zurück­wei­sun­gen von Schutz­su­chen­den an der grie­chisch-tür­ki­schen Gren­ze. Flücht­lin­gen, bei­spiels­wei­se aus dem Irak und Iran, droht die Ket­ten­ab­schie­bung bis ins Her­kunfts­land. In dem Rück­über­nah­me­ab­kom­men wird zwar der Zurück­wei­sungs­schutz erwähnt, in der Pra­xis ist die­ser aber nicht gewähr­leis­tet. Flücht­lin­ge in den grie­chi­schen Elends­haft­la­gern im Grenz­ge­biet haben kei­ne Chan­ce, dass ihr Schutz­be­geh­ren Gehör findet. 

PRO ASYL hat gemein­sam mit dem Vor­sit­zen­den des Men­schen­rechts­aus­schus­ses des deut­schen Bun­des­ta­ges, Tom Koe­nigs, Mit­te Novem­ber 2010 wäh­rend einer Rei­se durch das Evros­ge­biet fest­stel­len müs­sen, dass die inhaf­tier­ten Flücht­lin­ge nicht nur unter ernied­ri­gen­den und unmensch­li­chen Bedin­gun­gen inhaf­tiert wer­den – sie sind in jeder Hin­sicht recht­los gestellt. 

Der ira­ni­sche Asylsuchen­de T.R., den die PRO ASYL-Dele­ga­ti­on Mit­te Novem­ber 2010 im Poli­zei­ge­wahr­sam in Tyche­ro in der Prä­fek­tur Evros besuch­te, ist am 10. Janu­ar 2011 völ­ker­rechts­wid­rig in die Tür­kei abge­scho­ben wor­den. T.R reis­te am 29.10.2010 über die Regi­on Evros nach Grie­chen­land ein. Er berich­te­te, er sei vom UNHCR im Irak als poli­ti­scher Flücht­ling aner­kannt wor­den. Nach sei­nen eige­nen Anga­ben ver­such­te er von Beginn sei­ner Haft an, einen Asyl­an­trag zu stel­len, aller­dings wur­de sein Schutz­be­geh­ren von den grie­chi­schen Wach­leu­ten nicht zur Kennt­nis genom­men. Das PRO ASYL-Anwalts­team inter­ve­nier­te am 19.11.10, und for­der­te die grie­chi­schen Behör­den auf, den Asyl­an­trag von T.R. zu regis­trie­ren. Dies geschah am 25.11.2010. T.R. blieb wei­ter­hin in Abschie­bungs­haft. Am 10. Janu­ar 2011 scho­ben ihn die grie­chi­schen Behör­den in die Tür­kei ab. T. R. hat­te nie ein Asyl­ver­fah­ren in Grie­chen­land. In der Tür­kei wur­de er erneut inhaf­tiert, ihm droht die Wei­ter­schie­bung ins Verfolgerland. 

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