29.01.2020

PRO ASYL und Lan­des­flücht­lings­rä­te for­dern huma­ni­tä­re Auf­nah­me aus Alb­traum-Lagern wie Moria

Anläss­lich der heu­ti­gen Bera­tung im Bun­des­tag über die huma­ni­tä­re Auf­nah­me von Kin­dern und Jugend­li­chen aus den grie­chi­schen Lagern appel­lie­ren PRO ASYL und Lan­des­flücht­lings­rä­te an die Bun­des­re­gie­rung, die kata­stro­pha­le Lage für die Schutz­su­chen­den end­lich zu been­den und eine schnel­le Auf­nah­me zu gewährleisten.

Vie­le der Kin­der und Jugend­li­chen könn­ten über das Dub­lin-Ver­fah­ren zu ihren Ange­hö­ri­gen nach Deutsch­land gelan­gen. Bekannt gewor­de­ne Zah­len legen jedoch offen, dass Deutsch­land die Ersu­che für eine Fami­li­en­zu­sam­men­füh­rung mas­sen­haft ablehnt: Drei Vier­tel aller Anträ­ge wur­den 2019 zurück­ge­wie­sen. Mit die­ser har­ten Dub­lin-Ableh­nungs­pra­xis und der jüngs­ten Ent­schei­dung des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­ums, kein Auf­nah­me­pro­gramm für Geflüch­te­te auf Les­vos auf­zu­le­gen lässt die Bun­des­re­gie­rung Schutz­su­chen­de und die Bedürf­tigs­ten unter ihnen buch­stäb­lich im Stich, so die Organisationen.

Ange­sichts der gro­ßen Auf­nah­me­be­reit­schaft durch meh­re­re Bun­des­län­der, Städ­te und Kom­mu­nen, die bis­lang signa­li­siert wur­de, ist das Vor­ge­hen der Bun­des­re­gie­rung völ­lig unver­ständ­lich. Weder Decken noch Geld­zah­lun­gen an Grie­chen­land sind die Lösung – die Men­schen brau­chen Schutz und Per­spek­ti­ve in Deutsch­land und den ande­ren EU-Staa­ten. Deutsch­land muss ins­be­son­de­re all die­je­ni­gen auf­neh­men, die fami­liä­re Bezü­ge haben.

Grie­chen­land hat der­weil mit den ers­ten Inhaf­tie­run­gen schutz­su­chen­der Men­schen begon­nen. Auf der Insel Kos wer­den 55 Geflüch­te­te, dar­un­ter auch Fami­li­en, in den Abschie­be­flü­gel des dor­ti­gen »Hotspot«-Lagers bis zum Aus­gang ihres Ver­fah­rens festgehalten.

Situa­ti­on vor Ort: Alb­traum Moria 

In Moria, aber auch in ande­ren Groß­la­gern auf den grie­chi­schen Inseln wer­den das Kin­des­wohl und die Rech­te von Kin­dern Tag für Tag ekla­tant ver­letzt. In den Auf­nah­me­la­gern herr­schen Über­fül­lung, Man­gel­ver­sor­gung und kaum zu beschrei­ben­des Elend. Moria, das größ­te der Lager auf der Insel Les­vos ist ein Alb­traum für Schutz­su­chen­de; beson­ders Kin­der und Jugend­li­che sind den untrag­ba­ren Bedin­gun­gen schutz­los ausgesetzt.

Die Mehr­heit der Kin­der muss zusam­men mit Erwach­se­nen unter extrem pre­kä­ren Bedin­gun­gen leben. Nach Anga­ben des UN-Flücht­lings­hilfs­werks schlief die Hälf­te der 1.150 unbe­glei­te­ten Kin­der, die im Novem­ber 2019 in Moria leb­ten, in Groß­zel­ten oder muss­te sich selbst einen Schlaf­platz suchen. Die »Sicher­heits­zo­ne« inner­halb des Hot­spots (mit einer Kapa­zi­tät für nur 66 unbe­glei­te­te Min­der­jäh­ri­ge) ist völ­lig überfüllt.

2019 ver­lo­ren drei Kin­der in Moria ihr Leben. Im August 2019 starb ein 15-jäh­ri­ger unbe­glei­te­ter Jun­ge nach einem Kon­flikt in der »Sicher­heits­zo­ne«.

Im Inne­ren des Hot­spots gibt es der­zeit 90 Toi­let­ten und 90 Duschen. Das heißt, auf 200 Per­so­nen kom­men eine Toi­let­te und eine Dusche. In Tei­len des »Oli­ven­hains« rund um das Lager tei­len sich bis zu 500 Per­so­nen eine Dusche. Für die grund­le­gends­ten Bedürf­nis­se, ein­ge­schlos­sen die Essens­aus­ga­be, müs­sen die Men­schen in Moria jeden Tag stun­den­lang Schlan­ge stehen.

Nach Anga­ben der Natio­na­len Orga­ni­sa­ti­on für Öffent­li­che Gesund­heit gibt es in Moria drei Ärz­te – für der­zeit knapp 20.000 Schutz­su­chen­de im Lager.

Zum voll­stän­di­gen Bericht von Refu­gee Sup­port Aegean/PRO ASYL über die der­zei­ti­gen Zustän­de in Moria geht es hier.

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