25.05.2021

Flücht­lings­or­ga­ni­sa­tio­nen unter­stüt­zen schles­wig-hol­stei­ni­sche Gesetzesinitiative 

Die Lan­des­flücht­lings­rä­te und PRO ASYL begrü­ßen die Initia­ti­ve Schles­wig-Hol­steins im Bun­des­rat, die Inhaf­tie­rung von min­der­jäh­ri­gen Kin­dern und Jugend­li­chen – allein oder im Fami­li­en­ver­bund – zwecks fol­gen­der Abschie­bung grund­sätz­lich gesetz­lich auszuschließen.

Mar­tin Link, Geschäfts­füh­rer beim Flücht­lings­rat Schles­wig-Hol­stein, erklärt dazu: „Die Lan­des­flücht­lings­rä­te leh­nen Abschie­bungs­haft und erst recht die Inhaf­tie­rung von Fami­li­en und Min­der­jäh­ri­gen grund­sätz­lich ab.“ Nach den Rege­lun­gen der UN-Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on, an die Deutsch­land völ­ker­recht­lich gebun­den ist, sei eine Inhaf­tie­rung von Min­der­jäh­ri­gen vor einer geplan­ten Abschie­bung unver­hält­nis­mä­ßig und ein Ver­stoß gegen das Kindeswohl.

Dem tra­ge der Antrag im Bun­des­rat Rech­nung erklärt Gün­ter Burk­hard, Geschäfts­füh­rer bei PRO ASYL: „Wir for­dern alle Lan­des­re­gie­run­gen auf, dem Vor­ha­ben am Frei­tag zuzu­stim­men, damit der Bun­des­tag die­se über­fäl­li­ge Geset­zes­än­de­rung noch vor der Som­mer­pau­se beschlie­ßen kann!“

Die Lan­des­flücht­lings­rä­te und PRO ASYL wei­sen dar­auf hin, dass der vor­lie­gen­de Geset­zes­an­trag die Fra­ge der mög­li­chen Inhaf­tie­rung von Min­der­jäh­ri­gen an Flug­hä­fen (§ 18a AsylG) außen vor­lässt. Die Ver­bän­de for­dern, dass Haft Min­der­jäh­ri­ger zwecks Abschie­bung aus­nahms­los gesetz­lich unter­sagt wird und die­ser Pas­sus daher in den Gesetz­ent­wurf auf­ge­nom­men wird.

„Geflüch­te­te Kin­der und Jugend­li­che sind regel­mä­ßig auf­grund der Erleb­nis­se ihrer nicht sel­ten lebens­ge­fähr­li­chen Flucht als schwer belas­tet und trau­ma­ti­siert zu betrach­ten“, mahnt Doro­thee Paul­sen vom life­line-Vor­mund­schafts­ver­ein für unbe­glei­te­te min­der­jäh­ri­ge Flücht­lin­ge in Schles­wig-Hol­stein. Die­se Kin­der dar­auf­hin neben der zwangs­wei­sen Abschie­bung auch noch der Inhaf­tie­rung anheim zu stel­len, sei als struk­tu­rel­le Kör­per- und Kin­des­wohl­ver­let­zung ent­schie­den abzulehnen.

Auch das Grund­ge­setz und die Euro­päi­sche Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on ste­hen der Inhaf­tie­rung Min­der­jäh­ri­ger deut­lich ent­ge­gen. Der Ver­fas­sungs­grund­satz der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit ver­bie­tet des­we­gen auch die Zivil­haft für Min­der­jäh­ri­ge in prak­tisch allen Fäl­len. Min­der­jäh­ri­ge Geflüch­te­te sind als beson­ders Schutz­be­dürf­ti­ge gem. Art. 21 der EU-Auf­nah­me­richt­li­nie, die ins­be­son­de­re Allein­er­zie­hen­de und deren Kin­der schützt, zu betrachten.

Hin­ter­grund

Die Lan­des­re­gie­rung Schles­wig-Hol­stein hat am 04. Mai 2021 einen Geset­zes­an­trag beim Bun­des­rat vor­ge­legt (BR Drs. 344/21), der in Abän­de­rung von § 62 Abs. 1 Satz 3 Auf­enthG zum Ziel hat, die Inhaf­tie­rung von Min­der­jäh­ri­gen in Abschie­bungs­haft kate­go­risch auszuschließen.

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