19.05.2022

Das Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rungs-Netz­werk Con­nec­tion e.V. und PRO ASYL begrü­ßen die Erklä­rung des Innen­mi­nis­te­ri­ums, dass rus­si­schen Deser­teu­ren Schutz zuge­si­chert wird. Zugleich wei­sen die Orga­ni­sa­tio­nen auf immer noch feh­len­de Schutz­zu­sa­gen hin: Für Mili­tär­dienst­flüch­ti­ge aus Russ­land, für Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rer und Mili­tär­dienst­ent­zie­her aus Bela­rus und der Ukraine.

In einer Stel­lung­nah­me an den Innen­aus­schuss des Bun­des­tags hat das Innen­mi­nis­te­ri­um am 17. Mai 2022 erklärt, dass „bei glaub­haft gemach­ter Deser­ti­on eines rus­si­schen Asyl­an­trag­stel­len­den der­zeit in der Regel von dro­hen­der Ver­fol­gungs­hand­lung für den Fall der Rück­kehr in die Rus­si­sche Föde­ra­ti­on aus­ge­gan­gen“ wer­de. Ergän­zend schreibt das Innen­mi­nis­te­ri­um: „Da bereits die Bezeich­nung ‚Krieg‘, bezo­gen auf den Angriff auf die Ukrai­ne, in der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on als oppo­si­tio­nel­le poli­ti­sche Dar­stel­lung geahn­det wer­den kann, kann eine Deser­ti­on – als akti­ves Bekun­den gegen die Kriegs­füh­rung – als Aus­druck einer oppo­si­tio­nel­len Über­zeu­gung gewer­tet werden.“

„Dass rus­si­schen Deser­teu­ren Schutz im Asyl­ver­fah­ren ange­bo­ten wird, ist ein ers­ter wich­ti­ger Schritt“, sagt heu­te Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL. „Bis­lang gab es für Deser­teu­re trotz ihrer Ent­schei­dung gegen eine Kriegs­teil­nah­me im deut­schen Asyl­ver­fah­ren vie­le Hür­den. Die aktu­el­le Stel­lung­nah­me des BMI führt hof­fent­lich zu einer schnel­ler Zuer­ken­nung eines Schutz­sta­tus für rus­si­sche Deserteure.“

Con­nec­tion e.V. und PRO ASYL wei­sen zugleich dar­auf­hin, dass in der Mit­tei­lung des Innen­mi­nis­te­ri­ums aus­drück­lich „Wehr­dienst­flücht­lin­ge von den Aus­füh­run­gen nicht umfasst“ sind. „Es ist ein untrag­ba­rer Zustand, dass Men­schen, die sich recht­zei­tig den Rekru­tie­run­gen zu Mili­tär und Krieg ent­zie­hen, von der Rege­lung aus­ge­schlos­sen wer­den“, erklärt Rudi Fried­rich von Con­nec­tion e.V.. „Wir brau­chen eine kla­re Zusa­ge der deut­schen Bun­des­re­gie­rung, dass auch die Mili­tär­dienst­ent­zie­hung in Russ­land in Zei­ten des Krie­ges in der Ukrai­ne als oppo­si­tio­nel­le poli­ti­sche Hal­tung gewer­tet wird und die­se Men­schen damit auch den not­wen­di­gen Schutz erhalten.“

Es fehlt ein kla­res Bekennt­nis zum Recht auf Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rung – auch für Ukrai­ner und Belarussen

Die Orga­ni­sa­tio­nen bedau­ern zudem, dass auch die dro­hen­de Rekru­tie­rung und die mit­tel­ba­re Kriegs­be­tei­li­gung von Bela­rus nicht in die Aus­sa­ge des Innen­mi­nis­te­ri­ums ein­fließt. PRO ASYL und Con­nec­tion e.V. for­dern gemein­sam mit 40 wei­te­ren Orga­ni­sa­tio­nen in einem im März 2022 ver­öf­fent­lich­ten Appell an den Bun­des­tag, auch bela­rus­si­schen Sol­da­ten und Sol­da­tin­nen, die sich dem Ein­satz im Mili­tär und somit dem mög­li­chen Kriegs­ein­satz in der Ukrai­ne ent­zo­gen haben oder deser­tiert sind, Asyl zu gewähren.

Dar­über hin­aus fehlt ein kla­res Bekennt­nis der Bun­des­re­gie­rung zum Men­schen­recht auf Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rung, gera­de bezüg­lich der Ukrai­ne. „Es hat sich gezeigt“, so Rudi Fried­rich, dass sowohl in Russ­land als auch in Bela­rus und ins­be­son­de­re in der Ukrai­ne die Rege­lun­gen zum Recht auf Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rung völ­lig unzu­rei­chend sind. Es ist kein Wun­der, dass auch Tau­sen­de Mili­tär­dienst­pflich­ti­ge aus der Ukrai­ne ins Aus­land geflo­hen sind. Ihnen wird im Her­kunfts­land das Recht auf Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rung ver­wehrt. Auch sie brau­chen nach dem Aus­lau­fen der momen­ta­nen Auf­ent­halts­re­ge­lung für Geflüch­te­te aus der Ukrai­ne Schutz.“

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