09.12.2016

PRO ASYL: EU-Kom­mis­si­on betreibt men­schen­recht­li­chen Kahlschlag

Brüs­sel will nicht nur ab März 2017 Asyl­su­chen­de wie­der nach Grie­chen­land zurück ins Elend schi­cken, son­dern auch den Tür­kei-Deal mas­siv ver­schär­fen: Flücht­lin­gen, die Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge in Euro­pa haben, und vul­ner­ablen Grup­pen (Kin­dern, Schwan­ge­ren etc.) droht künf­tig auch die Abschie­bung in die Tür­kei. Brüs­sel for­dert Grie­chen­land auf, das bestehen­de Gesetz in die­sem Sin­ne zu ver­schär­fen. Nach grie­chi­schem Recht sind die­se beson­ders ver­letz­li­chen Flücht­lings­grup­pen auf den grie­chi­schen Inseln nicht dem soge­nann­ten Zuläs­sig­keits­ver­fah­ren unter­wor­fen und damit nicht der unmit­tel­ba­ren Gefahr aus­ge­setzt, in die Tür­kei zurück geschickt zu werden.

Die gest­ri­gen Ver­laut­ba­run­gen der EU-Kom­mis­si­on zur Lage der Flücht­lin­ge in Grie­chen­land und dem Stand der Umset­zung des Tür­kei-Deals sind aus der Sicht von PRO ASYL ein Armuts­zeug­nis. „Die Kom­mis­si­on betreibt einen men­schen­recht­li­chen Kahl­schlag“, so Karl Kopp, Europa­re­fe­rent von PRO ASYL.

Für den Deal wer­den Men­schen­wür­de und Flücht­lings­rech­te geopfert

Die EU hat maß­geb­lich die per­ma­nen­te huma­ni­tä­re Kri­se auf den grie­chi­schen Inseln und dem Fest­land geschaf­fen und kon­ser­viert. Knapp 60.000 Schutz­su­chen­de sit­zen im kri­sen­ge­schüt­tel­ten Land fest. Cir­ca 16.000 vege­tie­ren seit Inkraft­tre­ten des Tür­kei-Deals am 20. März auf den grie­chi­schen Inseln. Dort gibt es aber ledig­lich 7.450 Unter­brin­gungs­plät­ze. Tau­sen­de Flücht­lin­ge hau­sen unter unmensch­li­chen Bedin­gun­gen und ohne jeg­li­chen Schutz.

Die­se Schutz­su­chen­den müs­sen in dem gro­ßen „Frei­luft­ge­fäng­nis Ägä­is“ ver­har­ren, weil dies Brüs­sel und gewich­ti­ge Regie­run­gen, wie die Ber­li­ner, so ange­ord­net haben. Der Hot­spot­be­auf­trag­te der EU-Kom­mis­si­on gab die Beweg­grün­de am 5.12. bei der Vor­stel­lung eines Hot­spot­be­richts euro­päi­scher NGOs inklu­si­ve PRO ASYL im Euro­päi­schen Par­la­ment frank und frei zu: Die Wei­ter­rei­se vie­ler Flücht­lin­ge von den Inseln auf das Fest­land wür­de das Ende des Tür­kei-Deals bedeu­ten. Denn Erdo­gan neh­me nur Flücht­lin­ge von den grie­chi­schen Inseln zurück.

In ande­ren Wor­ten: Weil Erdo­gan dies so will und Euro­pa zu jeder Wider­lich­keit bereit ist, um den schmut­zi­gen Flücht­lings­deal am Leben zu hal­ten, wer­den Elend, Ver­zweif­lung und mas­si­ve gesell­schaft­li­che Span­nun­gen auf den Inseln bil­li­gend in Kauf genommen.

Abschie­bun­gen ins Elend verhindern

Wäh­rend das Flücht­lings­werk der Ver­ein­ten Natio­nen und inter­na­tio­na­le Orga­ni­sa­tio­nen aktu­ell ver­su­chen, tau­sen­de in Grie­chen­land Gestran­de­te aus Zel­ten oder der Obdach­lo­sig­keit in win­ter­fes­te Behau­sun­gen zu brin­gen, kün­digt die EU-Kom­mis­si­on den Ein­stieg in die Wie­der­auf­nah­me von Dub­lin-Über­stel­lun­gen an. Abschie­bun­gen ins Elend sind jedoch mit Euro­pa­recht und der Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on nicht ver­ein­bar. Da die „Hüte­rin der Ver­trä­ge“, die EU-Kom­mis­si­on, ihren Kern­auf­trag nicht mehr erfüllt, müs­sen die Gerich­te Ein­halt gebieten.

PRO ASYL wird den betrof­fe­nen Schutz­su­chen­den bei­ste­hen und mit ihnen den Weg durch alle gericht­li­chen Instan­zen bis zum Men­schen­rechts­ge­richts­hof gehen.

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