06.05.2025

Zum heu­ti­gen Amts­an­tritt der neu­en Bun­des­re­gie­rung for­dert ein brei­tes zivil­ge­sell­schaft­li­ches Bünd­nis eine ver­ant­wor­tungs­vol­le Asyl- und Migra­ti­ons­po­li­tik und einen neu­en Ton in der Debat­te über Zuwanderung.

Den ein­dring­li­chen Appell haben PRO ASYL, der Deut­sche Gewerk­schafts­bund (DGB) und der Pari­tä­ti­sche Gesamt­ver­band initi­iert. Zu dem Bünd­nis gehö­ren Wohl­fahrts­ver­bän­de wie Dia­ko­nie Deutsch­land und der Deut­sche Cari­tas­ver­band, Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen wie Amnes­ty Inter­na­tio­nal, Migran­ti­sche Ver­bän­de wie die Bun­des­kon­fe­renz der Migrant*innenorganisationen, Lan­des­or­ga­ni­sa­tio­nen und loka­le Initiativen.

Karl Kopp, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL: “Die neue Bun­des­re­gie­rung muss nun Ver­ant­wor­tung für die gesam­te Gesell­schaft über­neh­men – und die ist offe­ner und viel­fäl­ti­ger, als ihnen anschei­nend bewusst ist. Res­sen­ti­ments schü­ren­de Debat­ten und die fort­schrei­ten­de Ent­rech­tung geflüch­te­ter Men­schen lösen nicht ein ein­zi­ges Pro­blem unse­rer Zeit, gefähr­den aber den gesell­schaft­li­chen Zusammenhalt.”

Joa­chim Rock, Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Pari­tä­ti­schen Gesamt­ver­ban­des: „Wenn die neue Bun­des­re­gie­rung ernst­haft Ver­ant­wor­tung über­neh­men will für den Zusam­men­halt unse­rer Gesell­schaft, muss sie in Inte­gra­ti­on und sozia­le Infra­struk­tur inves­tie­ren, statt die Rech­te Geflüch­te­ter ein­zu­schrän­ken. Es ist Zeit für eine men­schen­rechts­ba­sier­te und ver­ant­wor­tungs­vol­le Migrationspolitik!“

Anja Piel, DGB-Vor­stands­mit­glied: „Die Bun­des­re­gie­rung steht in der Ver­ant­wor­tung: Deutsch­land braucht für die Migra­ti­on eine Poli­tik, die Ver­ant­wor­tung für alle Men­schen über­nimmt, die in unse­rem Land leben. Eine gerech­te und viel­fäl­ti­ge Gesell­schaft gestal­tet man nicht mit Angst, Abschot­tung und Aus­gren­zung. Die Zahl der Asyl­ge­su­che ist aktu­ell auf dem nied­rigs­ten Stand seit zehn Jah­ren. Es muss jetzt end­lich Schluss sein mit Sym­bol­po­li­tik und irr­lich­tern­den Debat­ten, die huma­ni­tä­re und men­schen­recht­li­che Stan­dards wie das Asyl­recht und den Fami­li­en­nach­zug in Fra­ge stel­len. Wir wol­len statt­des­sen bes­ser dar­über reden, wie Inte­gra­ti­on gelingt und gute Arbeit als Mit­tel zur Teil­ha­be funk­tio­niert. Dazu gehö­ren dann auch eine bes­se­re Qua­li­fi­ka­ti­ons­an­er­ken­nung und die Über­win­dung unsin­ni­ger Arbeits­ver­bo­te. Viel­falt ist eine Stär­ke unse­res welt­of­fe­nen Lan­des, und darf dem Druck von Rechts nicht weichen.“

Breit getra­ge­ner zivil­ge­sell­schaft­li­cher Appell

Als Reak­ti­on auf einen Wahl­kampf, der von einer auf­ge­heiz­ten Stim­mung gegen Geflüch­te­te und Zuge­wan­der­te geprägt war, und ange­sichts des Koali­ti­ons­ver­trags fordern 293 Orga­ni­sa­tio­nen von der neu­en Bun­des­re­gie­rung, Ver­ant­wor­tung für alle in Deutsch­land leben­den Men­schen zu über­neh­men. Die Aus­gren­zung ein­zel­ner Grup­pen scha­det dem gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt und nützt nur den Fein­den einer frei­heit­li­chen Demo­kra­tie. “Damit muss end­lich Schluss sein”, so die Unter­zeich­nen­den. “Unse­re Gesell­schaft gewinnt ihre Stär­ke aus Offen­heit, Viel­falt und der Über­zeu­gung, dass allen Men­schen glei­che Rech­te zukom­men.“

“Zuge­wan­der­te und hier­her geflüch­te­te Men­schen sind inte­gra­ler Teil unse­rer Gesell­schaft – sie gehö­ren zu Deutsch­land”, so das Bünd­nis. “Nicht Geflüch­te­te und Zuge­wan­der­te spal­ten unse­re Gesell­schaft, son­dern eine Poli­tik, die sich den struk­tu­rel­len und sozia­len Pro­ble­men unse­res Lan­des zu lan­ge nicht kon­se­quent ange­nom­men hat.” Und wei­ter: “Für die hohe Belas­tung von Kom­mu­nen und ein­zel­nen Berufs­grup­pen im Zusam­men­hang mit Migra­ti­on wer­den allein Geflüch­te­te ver­ant­wort­lich gemacht, anstatt die tat­säch­li­chen sozia­len, poli­ti­schen und finan­zi­el­len Ursa­chen die­ser Belas­tung anzugehen.“

Das Bünd­nis for­dert gute Kon­zep­te für eine funk­tio­nie­ren­de Asyl‑, Auf­nah­me- und Inte­gra­ti­ons­po­li­tik. Hier­zu zähl­ten der Schutz indi­vi­du­el­ler Rech­te, ins­be­son­de­re des Rechts auf Asyl, ver­läss­li­che Inves­ti­tio­nen in die Inte­gra­ti­ons- und Auf­nah­me­struk­tu­rene, die Ent­fris­tung des Chan­cen-Auf­ent­halts­rechts, ein Abbau der Hür­den für Qua­li­fi­ka­ti­on und Arbeits­auf­nah­me für Geflüch­te­te sowie der Erhalt und Aus­bau lega­ler Zugangs­we­ge, wie Resett­le­ment und Auf­nah­me­pro­gram­men und ins­be­son­de­re Familiennachzug.

Den voll­stän­di­gen Appell sowie die Lis­te der unter­zeich­nen­den Orga­ni­sa­tio­nen fin­den Sie hier: Appell-an-neue-Bundesregierung-fuer-eine-verantwortungsvolle-Migrationspolitik.pdf

Wich­ti­ger Hin­weis auf Bild­ak­ti­on „Mit Demo­kra­tie spielt man nicht“ 

Diens­tag, 6. Mai 2025, 9:00 – 13 Uhr
Vor dem Paul-Löbe-Haus, Berlin

Anläss­lich der Kanz­ler­wahl von Fried­rich Merz pro­tes­tie­ren PRO ASYL und wei­te­re Orga­ni­sa­tio­nen gegen die geplan­ten migra­ti­ons­po­li­ti­schen Vor­ha­ben der neu­en Regie­rungs­ko­ali­ti­on. Ein über­di­men­sio­nier­ter Jen­ga-Turm (ange­lehnt an das gleich­na­mi­ge Geschick­lich­keits­spiel) sym­bo­li­siert, wie der Abbau von Grund­rech­ten – wie das Grund­recht auf Asyl – dazu führt, dass Rechts­staat und Demo­kra­tie ins Wan­ken geraten.

Pressevertreter*innen sind herz­lich zu der Aktio­nen ein­ge­la­den. Ansprechpartner*innen der betei­lig­ten Orga­ni­sa­tio­nen ste­hen vor Ort für Gesprä­che zur Ver­fü­gung, bis min­des­tens 13 Uhr oder auch danach auf Anfra­ge. Außer­dem kön­nen Sie Pres­se­fo­tos von der Akti­on unter presse@proasyl.de anfragen.

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