29.09.2010

Amnes­ty Inter­na­tio­nal und PRO ASYL haben die Blo­cka­de einer wei­te­ren Har­mo­ni­sie­rung des Asyl­rechts in der Euro­päi­schen Uni­on (EU) durch die Bun­des­re­gie­rung kri­ti­siert. Abschot­ten, abwäl­zen, abschie­ben – so inter­pre­tie­ren die EU und Deutsch­land den Flücht­lings­schutz. Das war das Fazit der Orga­ni­sa­tio­nen bei der gemein­sa­men Pres­se­kon­fe­renz zum dies­jäh­ri­gen bun­des­wei­ten Flücht­lings­tag (1. Okto­ber) in Berlin.

„Ita­li­en ver­senkt die Men­schen­rech­te im Mit­tel­meer, indem es Tau­sen­de Flücht­lin­ge nach Liby­en abdrängt“, sag­te Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL. „Die EU schaut zu. Sie ver­han­delt mit Muammar al-Gad­da­fi sogar über ein Poli­zei­ab­kom­men.“ Liby­en hat die Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on nicht unter­zeich­net und miss­ach­tet die Men­schen­rech­te. Flücht­lin­ge wer­den inhaf­tiert, miss­han­delt und abge­scho­ben. „Deutsch­land muss sich in der EU, ins­be­son­de­re gegen­über Ita­li­en, gegen eine Koope­ra­ti­on mit Liby­en ein­set­zen“, for­der­te Julia Duchrow, Asyl-Exper­tin von Amnes­ty Inter­na­tio­nal in Deutschland.

Bei­de Orga­ni­sa­tio­nen kri­ti­sier­ten die Kehrt­wen­de von Deutsch­land und Frank­reich in der EU-Asyl­po­li­tik, ins­be­son­de­re bei Ände­run­gen zur Zustän­dig­keits­re­ge­lung im Asyl­ver­fah­ren. Die EU-Kom­mis­si­on will u.a. errei­chen, dass unbe­glei­te­te Min­der­jäh­ri­ge nicht mehr in Haft genom­men wer­den und Rechts­mit­tel gegen Über­stel­lun­gen auf­schie­ben­de Wir­kung haben. „Unterm Strich geht es dar­um, Flücht­lin­ge aus Deutsch­land fern zu hal­ten“, so Duchrow. „Es ist ein Skan­dal, dass die Bun­des­re­gie­rung Flücht­lin­gen kei­nen wirk­sa­men Rechts­schutz gegen Über­stel­lun­gen nach Grie­chen­land gewäh­ren will“, sag­te Burk­hardt. Grie­chen­land sei mit der Auf­nah­me von Flücht­lin­gen völ­lig über­for­dert, es gebe kein funk­tio­nie­ren­des Asylsystem.

Nach Ansicht von Amnes­ty Inter­na­tio­nal und PRO ASYL prägt die Abwehr­hal­tung auch den Umgang mit Asyl­su­chen­den und Gedul­de­ten in Deutsch­land. „Eine groß­zü­gi­ge Blei­be­rechts­re­ge­lung ist über­fäl­lig. Das zeigt die dro­hen­de Abschie­bung von Roma aus dem Koso­vo“, sag­te Burk­hardt. „Die Betrof­fe­nen lan­den im Koso­vo buch­stäb­lich auf der Müll­kip­pe!“ So sieht es auch Imke Dier­ßen, Euro­pa-Exper­tin von Amnes­ty: „Roma wer­den im Koso­vo sys­te­ma­tisch dis­kri­mi­niert, kön­nen kein Leben in Sicher­heit und Wür­de füh­ren. Davor ver­schlie­ßen die deut­schen Behör­den die Augen.“ Bei­de Orga­ni­sa­tio­nen for­der­ten einen sofor­ti­gen Abschie­be­stopp in den Kosovo.

Kon­takt:
PRO ASYL, Tel: 069 23 06 95, E‑Mail: presse(at)proasyl.de
Amnes­ty Inter­na­tio­nal, Tel: 030 42 02 48 306, E‑Mail: presse(at)amnesty.de

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