20.08.2012

Das Ros­to­cker Pogrom steht bis heu­te für das Zusam­men­wir­ken von Poli­tik und dem ras­sis­ti­schen, gewalt­tä­ti­gen Mob der Stra­ße. Ros­tock war ein Akt poli­ti­scher Brandstiftung.

Die poli­ti­sche Het­ze gegen Asyl­su­chen­de lie­fer­te den Gewalt­tä­tern von Ros­tock-Lich­ten­ha­gen die Stich­wor­te. Die Eska­la­ti­on wur­de von der Lan­des­re­gie­rung und der Stadt Ros­tock sehen­den Auges in Kauf genom­men. Das Pogrom wur­de von den Poli­zei­be­hör­den nicht ver­hin­dert und anschlie­ßend als Hebel zur Ver­stüm­me­lung des Grund­rechts auf Asyl instrumentalisiert.

Die „Aus­schrei­tun­gen vom ver­gan­ge­nen Wochen­en­de sind die gräss­li­che Begleit­mu­sik zur Bereit­schaft der SPD-Spit­ze, das Grund­recht auf Asyl zu kip­pen“, dia­gnos­ti­zier­te PRO ASYL schon in einer Pres­se­mit­tei­lung am 24. August 1992. Am 6. Dezem­ber 1992 einig­ten sich SPD, CDU/CSU und FDP im soge­nann­ten Asyl­kom­pro­miss dar­auf, das Asyl­recht weit­ge­hend auszuhebeln.

Statt die ras­sis­ti­schen Gewalt­tä­ter zu ver­fol­gen, beschul­dig­te die Poli­tik die Asyl­su­chen­den. Auf einer Pres­se­kon­fe­renz am 24. August 1992 anläss­lich der Ereig­nis­se sag­te der dama­li­ge Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Rudolf Sei­ters: „Wir müs­sen han­deln gegen den Miss­brauch des Asyl­rechts, der dazu geführt hat, dass wir einen unkon­trol­lier­ten Zustrom in unser Land bekom­men haben.“

Seit­her soll die Dritt­staa­ten­re­ge­lung – heu­te prak­tisch durch die Dub­lin-II-Ver­ord­nung ersetzt  – Schutz­su­chen­de von Deutsch­land fern­hal­ten. Wer den­noch kommt, wird den im Zuge des „Asyl­kom­pro­mis­ses“ beschlos­se­nen ras­sis­ti­schen Son­der­ge­set­zen unter­wor­fen: Der zer­mür­ben­den Lager­un­ter­brin­gung und dem ernied­ri­gen­den Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz samt sei­ner demü­ti­gen­den „Sach­leis­tun­gen“.

Damit wir­ken das Pogrom und sei­ne poli­ti­schen Instru­men­ta­li­sie­rung bis heu­te fort. Seit fast 20 Jah­ren degra­diert die Bun­des­re­pu­blik Flücht­lin­ge zu Men­schen zwei­ter Klas­se und grenzt sie sys­te­ma­tisch aus. Dadurch bestärkt sie noch immer den Ras­sis­mus der Stra­ße, statt ihm ent­ge­gen­zu­tre­ten. Poli­tik, die es Ras­sis­ten recht macht, gibt ihnen Recht und bestärkt sie in ihrem Tun.

Zwan­zig Jah­re nach dem Pogrom ist es an der Zeit, die Para­gra­fen abzu­schaf­fen, mit denen man 1992 die „Aus­län­der raus“-Rufe des Mobs von Ros­tock in die Gesetz­bü­cher geschrie­ben hat.

PRO ASYL for­dert: Das dis­kri­mi­nie­ren­de Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz muss abge­schafft wer­den. Die ent­wür­di­gen­de Pra­xis, Asyl­su­chen­de mit Lebens­mit­tel­pa­ke­ten und ande­ren Sach­leis­tun­gen abzu­spei­sen, muss been­det wer­den. Flücht­lin­ge dür­fen nicht län­ger gezwun­gen wer­den, in Lagern zu leben. Flücht­lin­ge haben ein Recht auf Schutz und men­schen­wür­di­ge Aufnahme.

PRO ASYL – Erklä­rung „20 Jah­re Ros­tock-Lich­ten­ha­gen – ein Akt poli­ti­scher Brandstiftung“

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