04.04.2011

Anläss­lich des 19. Jah­res­ta­ges der Rati­fi­zie­rung der UN-Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on durch  Deutsch­land appel­liert PRO ASYL an die Bun­des­re­gie­rung  und die Frak­tio­nen des Deut­schen Bun­des­ta­ges, ein Jahr nach der Rück­nah­me der Vor­be­hal­te nun auch end­lich die recht­li­chen Kon­se­quen­zen zu zie­hen und gesetz­li­che Schrit­te zur Ände­rung des Aufenthalts‑, des Asyl­ver­fah­rens- und des Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­set­zes ein­zu­lei­ten. Am 3. Mai 2010 hat­te die schwarz-gel­be Bun­des­re­gie­rung die Rück­nah­me der aus­län­der­recht­li­chen Vor­be­hal­te zur UN-Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on beschlos­sen, bis­lang Kon­se­quen­zen in Form von Rechts­an­pas­sun­gen jedoch verweigert.

Die Vor­be­halts­rück­nah­me hat­te die Bun­des­re­gie­rung selbst als „Signal“ für die Kin­der­rech­te bezeich­net. „Es ist recht­lich und poli­tisch in höchs­tem Maße wider­sprüch­lich und inak­zep­ta­bel, wenn aus der voll­stän­di­gen Aner­ken­nung der UN-Kin­der­rech­te kei­ne Kon­se­quen­zen gezo­gen wer­den,“ sag­te Hei­ko Kauff­mann, Vor­stands­mit­glied von PRO ASYL. Es sei ein Glaub­wür­dig­keits­test  ins­be­son­de­re für die libe­ra­le Par­tei, wel­che die staat­li­che Aus­gren­zungs­po­li­tik gegen­über Flücht­lings­kin­dern selbst wie­der­holt als  „eine schier unend­li­che Geschich­te poli­ti­schen Ver­sa­gens“ (so im Ent­schlie­ßungs­an­trag der FDP 2005, BT-Druck­sa­che 15 / 5868 ) bezeich­net hat­te. Mit dem  soge­nann­ten „aus­län­der­recht­li­chen Vor­be­halt“ vom 5. April 1992 wur­den die Rech­te von Flücht­lings­kin­dern bei Rege­lun­gen der Ein­rei­se, des Auf­ent­halts und der Auf­ent­halts­be­en­di­gung sowie bezüg­lich des Gebots der Gleich­be­hand­lung stark ein­ge­schränkt. Ihre Kin­der­rech­te kamen dem­nach in asyl- und aus­län­der­recht­li­chen Ver­fah­ren nicht zur Anwen­dung. Fol­ge ist unter ande­rem, dass sie bereits ab 16 Jah­ren wie Erwach­se­ne behan­delt wer­den und z.B. in Abschie­bungs­haft genom­men wer­den kön­nen.
PRO Asyl for­dert ein gemein­sa­mes Vor­ge­hen von Bund, Län­dern und Gemein­den, um die  gesetz­li­che und insti­tu­tio­nel­le Dis­kri­mi­nie­rung von Flücht­lings­kin­dern in Deutsch­land end­lich zu been­den.
„Alles ande­re lie­ße die Rück­nah­me  als groß insze­nier­te Täu­schung erschei­nen und die ver­spro­che­ne  vol­le Umset­zung der Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on auch für Flücht­lings­kin­der zur Far­ce ver­kom­men“, so Kauff­mann abschließend.

Hin­weis: Am 05. April 2011 um 14 Uhr fin­det eine Thea­ter­per­for­mance im Rah­men der Kam­pa­gne „SOS for Human Rights“ vor dem Bran­den­bur­ger Tor statt. Es ist eine Akti­on gegen die Miss­ach­tung der Rech­te von Flüchtlingskindern.

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