14.01.2015
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Khaled I., ein 20jähriger Flüchtling aus Eritrea, wurde gestern Morgen tot vor seiner Wohnung in Dresden gefunden. Während die Polizei zunächst „eine Fremdeinwirkung Dritter“ ausschloss, gehen Freunde und Mitbewohner von ihm von einer Gewalttat aus. Nun ermittelt die Mordkommission in Dresden.

Kha­led I. hat­te sei­ne Unter­kunft in der Dresd­ner Innen­stadt am Mon­tag um 20 Uhr abends ver­las­sen, um ein­kau­fen zu gehen. Sei­ne sie­ben Mit­be­woh­ne­rin­nen und Mit­be­woh­ner hat­ten ihn seit­her nicht mehr gese­hen. Aus Angst vor den Pegi­da-Demons­tra­tio­nen ver­las­sen sie nur noch sel­ten abends ihre Woh­nung – erst am Diens­tag­mor­gen wur­de die Lei­che des jun­gen Man­nes von einem Nach­barn im Hof gefun­den. Kha­led I. sei blut­über­strömt im Innen­hof nahe der Ein­gangs­tür gele­gen, so berich­te­ten sei­ne Freun­de. Sie gehen von einer gewalt­sa­men Tötung aus – die sicht­ba­ren Ver­let­zun­gen lie­ßen dar­an kei­nen Zwei­fel, so die Mitbewohner.

Ers­te Reak­ti­on der Poli­zei: Kei­ne Fremdeinwirkung

In einer ers­ter Reak­ti­on ließ die Poli­zei ver­lau­ten, dass es dafür kei­ne Anzei­chen für eine Fremd­ein­wir­kung gäbe: „Die Todes­ur­sa­che ist noch unklar“, sag­te Poli­zei­spre­cher Mar­ko Las­ke. „Nach bis­he­ri­gen Ermitt­lun­gen schlie­ßen wir eine Fremd­ein­wir­kung Drit­ter aus.“

Erst auf die expli­zi­te Nach­fra­ge von Jour­na­lis­ten zu einem spä­te­ren Zeit­punkt, wie ein 20-Jäh­ri­ger Mann denn plötz­lich blu­tend tot umfal­len kön­ne, räum­te Dres­dens Poli­zei­prä­si­dent Die­ter Kroll ein: „Aus den äuße­ren Merk­ma­len der Lei­che ist nicht abzu­lei­ten, was pas­siert ist. Es besteht ein Anfangs­ver­dacht auf einen unna­tür­li­chen Tod. Die Mord­kom­mis­si­on ermittelt.“

Begrün­de­te Angst

Die Freun­de von Kha­led I. ste­hen unter Schock. Ins­be­son­de­re seit den Pegi­da-Demons­tra­tio­nen sei die Angst vor ras­sis­ti­schen Angrif­fen in Dres­den gestie­gen – an Mon­ta­gen trau­ten sich vie­le nicht mehr abends auf die Stra­ße, so berich­ten sie: „Die Men­schen hier begeg­nen uns feind­lich, es spricht Hass aus ihren Augen, wir trau­en uns nicht mehr nach drau­ßen, wir brau­chen Schutz.“ Immer wie­der kom­me es zu Beschimp­fun­gen und zu Bedrohungen.

Gegen ras­sis­ti­sche Gewalt – gegen ein gesell­schaft­li­ches Kli­ma der Angst!

Der Tod von Kha­led I. muss lücken­los auf­ge­klärt wer­den. PRO ASYL ist zutiefst beun­ru­higt und alar­miert durch die aktu­el­len Mel­dun­gen aus Dres­den. Die Sor­ge vor einer wei­te­ren Zunah­me ras­sis­ti­scher Gewalt ist groß. Wenn Asyl­su­chen­de und Flücht­lin­ge Angst haben, abends ihre Woh­nun­gen zu ver­las­sen, ist dies alar­mie­rend. Wenn flücht­lings­feind­li­che Het­ze und Gewalt nicht auch durch poli­ti­sche Ver­ant­wor­tungs­trä­ger klar zurück­ge­wie­sen wer­den, bestärkt das ras­sis­ti­sche Gewalt­tä­ter. Tau­sen­de Men­schen sind in den letz­ten Tagen und Wochen gegen die­ses gesell­schaft­li­che Kli­ma der Angst und Gewalt auf die Stra­ße gegan­gen und haben sich mit Flücht­lin­gen soli­da­ri­siert. Die Initia­ti­ve Dres­den Nazifrei hat bereits zu einer Mahn­wa­che heu­te um 14 Uhr am Jor­ge-Gomon­dai-Platz in Dres­den auf­ge­ru­fen. Zum Geden­ken an Kha­led I.