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Undeloh – erfreuliches Ergebnis einer unerfreulichen Geschichte

In vielen Orten wird über geplante Asylbewerberunterkünfte gestritten. Oft treten dabei rassistische Vorurteile zu Tage. So auch in Undeloh. Doch in dem kleinen Heide-Ort, der aufgrund rassistischer Aussagen in einer Gemeindeversammlung in die Schlagzeilen geriet, haben Bürgerinnen und Bürger reagiert – und sich für Flüchtlingsschutz und gegen Rassismus ausgesprochen.
„Wer schützt unsere Frauen vor den Asylanten?“ „Unsere Gäste wollen hier entspannen und nicht Dunkelhäutige oder Frauen mit Kopftuch sehen!“ „Die werden hier an unseren schönsten Plätzen rumgammeln“. Die Äußerungen, die nach einem Bericht des Nordheider Wochenblattes bei einer öffentlichen Sitzung des Undeloher Gemeinderats fielen, sind erschreckende rassistische Diffamierungen aus der Mitte der Gesellschaft. Ungewöhnlich sind solche Äußerungen nicht, vor allem, wenn, wie derzeit im touristisch geprägten Heide-Ort Undeloh, über geplante Asylbewerberunterkünfte gestritten wird.
Dass über solche Aussagen in der Lokalpresse berichtet wird, ist dagegen wohl eher selten – weil anwesende Lokaljournalisten sie als unwichtige Randerscheinungen wahrnehmen. Oder weil sie sich in ihrer Region nicht unbeliebt machen wollen. Der Journalist des Buchholzer Wochenblattes hat das auf sich genommen und die rassistischen Zwischenrufe in den Vordergrund seines Berichts gestellt – zum Missfallen vieler Undeloher. Stand in der Gemeinderatssitzung noch die Befürchtung im Vordergrund, eine Asylbewerberunterkunft sei schlecht für das Geschäft mit den Touristen, hatte Undeloh innerhalb weniger Stunden ein ganz anderes Problem: Mehrere überregionale Medien wie etwa der NDR und die taz berichteten über die ausländerfeindlichen Ausfälle. Schlecht für einen Ort, der vom Fremdenverkehr lebt.
Undelohs Gemeinderat, der die geplante Asylbewerberunterkunft einstimmig abgelehnt hatte, sah sich veranlasst, mit einer öffentlichen Erklärung zu reagieren, die den Bericht des Wochenblatts als „einseitige und sachlich völlig unvollständige“ Darstellung zurückwies. Worte des Bedauerns angesichts der rassistischen Beleidigungen gegenüber schutzsuchenden Menschen sucht man darin leider noch vergeblich. Vielleicht ein Grund, warum der Undeloher Verkehrsverein mit einer eigenen Erklärung nachlegte, der man schon eher abnimmt, dass es dem Verein um mehr als bloße Imagepflege geht.
Tatsächlich nennen die Undeloher in ihren Erklärungen gute Gründe, die gegen eine größere Asylbewerberunterkunft in ihrem Ort sprechen: Eine größere Sammelunterkunft in dem kleinen, abgelegenen Dorf, in dem es keine Geschäfte gibt und es außer einem Schulbus keine Bahn- oder Busanbindung gibt, ist für Flüchtlinge unzumutbar. Jedes „Dschungellager“, in denen Asylsuchende von der Öffentlichkeit abgeschnitten oft Jahre ihres Lebens verlieren, und von denen es leider zahlreiche gibt, ist eines zu viel. Erfreulich ist vor diesem Hintergrund, dass sich Undeloh offenbar für die Unterbringung von immerhin sechs oder vielleicht acht Flüchtlingen in Wohnungen bereit erklärt. Die dezentrale Unterbringung ermöglicht Kontakte zwischen Einheimischen und den Flüchtlingen – und das trägt erfahrungsgemäß ganz erheblich dazu bei, um Vorurteile abzubauen.
Auch will der Verkehrsverein Undeloh zusammen mit der dort ansässigen Verdi-Bildungsstätte nun eine Initiative gegen Ausländerfeindlichkeit und Vorurteile zu starten. Ein erfreuliches Ergebnis einer unerfreulichen Geschichte.
Nachtrag: Das NDR berichtete nochmals ausführlich am 19. Februar: „Ein Dorf und die Rassismusvorwürfe“