19.05.2015
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Fischerboote an der Küste von Bangladesh. Mit solchen und anderen Booten sind in den ersten drei Monaten des Jahres etwa 25.000 Flüchtlinge in Südostasien in See gestochen. Nun sitzen Tausende in der Falle. Foto: UNHCR / S. Alam

Nach Angaben der IOM sitzen bis zu 8.000 Bootsflüchtlinge im indischen Ozean in der Falle: Aufnehmen möchte sie niemand, zurück können sie nicht. Der erbitterte Kampf um Nahrungsmittel und Wasser fordert immer mehr Tote.

Der bri­ti­sche BBC berich­tet von Hor­ror­sze­na­ri­en: Bei einem erbit­tern Kampf um knap­pe Nah­rungs­mit­tel sol­len min­des­tens 100 Men­schen auf einem der Flücht­lings­boo­te ums Leben gekom­men sein. Men­schen sei­en ersto­chen, erhängt oder über Bord gewor­fen worden.

Nach Anga­ben der Inter­na­tio­nal Orga­ni­sa­ti­on vor Migra­ti­on befin­den sich bis zu 8000 Flücht­lin­ge im Golf von Ben­ga­len ohne von einem der nahe­lie­gen­den Staa­ten an Land gelas­sen zu wer­den – die Boo­te sind seit Wochen, zum Teil seit zwei Mona­ten unter­wegs. Aus der Luft und von Boo­ten aus wer­den sie manch­mal mit Lebens­mit­teln ver­sorgt, dar­auf beschränkt sich jedoch die Hil­fe der nächst­ge­le­ge­nen Staa­ten Thai­land, Indo­ne­si­en und Malay­sia. Auf­neh­men möch­te sie niemand.

Fischer dür­fen nicht mehr retten

Bis­her wur­de Schiff­brü­chi­ge mehr­fach von Fischern geret­tet und an Land gebracht.So wur­den knapp 700 Flücht­lin­ge von malay­si­schen Fischern geret­tet nach­dem sie von der Mari­ne abge­wie­sen wor­den waren und in See­not gerie­ten. Doch selbst damit könn­te jetzt Schluss sein – das indo­ne­si­sche Mili­tär hat Fischer bereits ange­wie­sen, Boots­flücht­lin­gen kei­ne Hil­fe mehr zu leis­ten.

Die Hoff­nun­gen der Flücht­lin­ge lie­gen nun auf den Phil­ip­pi­nen. Als ers­tes Land in Süd­ost­asi­en, hat sich Mani­la bereit erklärt, Flücht­lin­ge an Land zu las­sen. Der Guar­di­an berich­tet, dass das Land bereit sei, meh­re­re Tau­send Flücht­lin­ge an Land zu lassen.

25.000 Boots­flücht­lin­ge in drei Monaten

Der UN Flücht­lings­kom­mis­sar hat zwi­schen Janu­ar und März 2015 knapp 25.000 Boots­flücht­lin­ge gezählt. Eine Ver­dop­pe­lung gegen­über 2014. Vie­le Flücht­lin­ge sind Ange­hö­ri­ge der mus­li­mi­schen Min­der­heit der Roh­in­gya in Myan­mar. Sie wer­den von Ange­hö­ri­gen der bud­dhis­ti­schen Mehr­heit dis­kri­mi­niert und zum Teil bru­tal ver­folgt. Hun­der­te Men­schen wur­den bei Ver­trei­bun­gen und Über­grif­fen im Jahr 2012 getö­tet, mehr als 140.000 Roh­in­gya wur­den obdach­los. Auch heu­te noch wer­den Ange­hö­ri­ge der Reli­gi­ons­ge­mein­schaft kri­mi­na­li­siert und ver­folgt. Die Zeit spricht von einem „schlei­chen­den Völkermord“.

Inter­na­tio­na­le Staa­ten­ge­mein­schaft muss Hil­fen zusichern

Appel­le der Ver­ein­ten Natio­nen ver­hall­ten bis­her unge­hört. Ein kla­res Signal der inter­na­tio­na­len Staa­ten­ge­mein­schaft, dass auf­neh­men­den Län­dern aus­rei­chen­de finan­zi­el­le Hil­fen bei der Unter­brin­gung und Ver­sor­gung zusi­chert, fehlt jedoch eben­falls. Ende Mai will Thai­land ein Gip­fel­tref­fen zur Flücht­lings­kri­se abhal­ten. Die inter­na­tio­na­le Staa­ten­ge­mein­schaft muss bis dahin han­deln und Hil­fen zusi­chern. Die umlie­gen­den Staa­ten müs­sen umge­hend ihren inter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen nach­kom­men und Boots­flücht­lin­ge auf­neh­men, anstatt sie ille­gal abzuweisen.