09.12.2011
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) bei der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags. Darin kommt das Wort "Menschenrechte" immerhin 13 Mal vor. (Foto: flickr / liberale)

Hat die Bundesregierung in der ersten Hälfte ihrer Amtszeit konsequent auf den Schutz und die Wahrung von Menschenrechten hingewirkt?

Das Forum Men­schen­rech­te – ein Netz­werk von 50 Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen, dem auch PRO ASYL ange­hört – kri­ti­siert, dass es der Men­schen­rechts­po­li­tik der Bun­des­re­gie­rung an Kohä­renz, Trans­pa­renz und Glaub­wür­dig­keit man­gelt. Das zei­ge sich in der Innen­po­li­tik, aber auch in der Ver­flech­tung von Außen- und Wirt­schafts­po­li­tik, bei der wirt­schaft­li­che Inter­es­sen oft über Men­schen­rech­te gestellt wür­den. Wer welt­weit für die Ach­tung der Men­schen­rech­te ein­tre­te, müs­se im eige­nen Haus begin­nen, so das Forum Menschenrechte.

Unter ande­rem kri­ti­siert die Halb­zeit­bi­lanz, dass die Bun­des­re­gie­rung sich nicht aus­rei­chend gegen Ras­sis­mus enga­gie­re. Zur Bekämp­fung des Ras­sis­mus in der Mit­te der Gesell­schaft man­ge­le es der Bun­des­re­gie­rung an Kon­zept und Wil­len. Dies zei­ge sich etwa an der man­geln­den Finan­zie­rung von Initia­ti­ven gegen Rechtsextremismus.

Zudem warnt das Forum Men­schen­rech­te, dass die Bun­des­re­gie­rung mit immer neu­en Sicher­heits­ge­set­zen und immer wei­ter­ge­hen­den Befug­nis­sen der Poli­zei und der Geheim­diens­te Grund- und Men­schen­rech­te aus­höh­le. Dass die Ver­fas­sungs­schutz­be­hör­den gegen­über dem Ter­ror der Neo­na­zi-Orga­ni­sa­ti­on NSU ver­sagt hät­ten, lie­ge nicht an man­geln­den Befug­nis­sen, son­dern an einer fehl­ge­lei­te­ten inne­ren Hal­tung in den Verfassungsschutzbehörden.

Das Forum Men­schen­rech­te kri­ti­sier­te auch, dass die Bun­des­re­gie­rung die die mitt­ler­wei­le von ihr vor­be­halt­los aner­kann­te UN-Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on nur man­gel­haft umset­ze – beson­ders im Asyl- und Aus­län­der­recht. »Zur Zeit geht das deut­sche Aus­län­der­recht vor der Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on«, so Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL auf der Pres­se­kon­fe­renz zur Vor­stel­lung der Halb­zeit­bi­lanz. Aber auch erwach­se­ne Asyl­su­chen­de sei­en von der an Ras­sis­mus gren­zen­den Rechts­la­ge betrof­fen, sag­te Burk­hardt. „Die Sät­ze des Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­set­zes lie­gen 30 Pro­zent unter den Hartz-IV-Sätzen“.

Zudem kri­ti­siert das Forum Men­schen­rech­te, dass der Schutz von Flücht­lin­gen ver­stärkt den Staa­ten an der EU-Außen­gren­ze auf­ge­bür­det wer­de. Die Bun­des­re­gie­rung müs­se sich end­lich bereit erklä­ren, Flücht­lin­ge aus den Rand­staa­ten aufzunehmen.

Zu Halb­zeit­bi­lanz des Forum Men­schen­rech­te zur Men­schen­rechts­po­li­tik der Bun­des­re­gie­rung als PDF