04.04.2014
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Kein Geld mehr für bedrohte Autorinnen und Autoren mehr da? Die Stadt Frankfurt am Main will aus dem Programm „Städte der Zuflucht“ aussteigen. Foto: flickr / Andreas Wecker

Die Zahl der Flüchtlinge nimmt weltweit zu. Dennoch wollen die Stadt Frankfurt am Main und die Buchmesse aus dem Projekt „Städte der Zuflucht“ aussteigen, das verfolgte Autorinnen und Autoren unterstützt. Ein falsches Signal zur falschen Zeit.

Ver­folg­te Autorin­nen und Autoren sind nur eine Min­der­heit unter den Flücht­lin­gen welt­weit. Aber sie ver­lei­hen den Ver­folg­ten oft­mals eine Stim­me –  und ste­hen meist ganz beson­ders im Visier der Ver­fol­ger­re­gime. Der Stadt der Buch­mes­se soll­te es eigent­lich selbst­ver­ständ­li­che Ver­pflich­tung sein, ver­folg­te Schrift­stel­le­rin­nen und Schrift­stel­ler mit prak­ti­scher und sym­bo­li­scher Wir­kung durch die Unter­stüt­zung ein­zel­ner Autorin­nen und Autoren zu würdigen.

Bis­her tat Frank­furt das: Stadt und Buch­mes­se betei­lig­ten sich am Pro­jekt „Städ­te der Zuflucht“ – einem Netz­werk, dem welt­weit 40 Städ­te ange­hö­ren, die für min­des­tens ein Jahr einen bedroh­ten Autor oder eine bedroh­te Autorin auf­neh­men und die­sen Woh­nung und Lebens­un­ter­halt gewähr­leis­ten. Der bis­he­ri­ge Zuschuss der Stadt zum Pro­jekt beträgt der­zeit jähr­lich 27.000 Euro. Die Buch­mes­se kommt für den Lebens­un­ter­halt der Ver­folg­ten auf. Ande­re deut­sche Städ­te haben ver­gleich­ba­re Unter­stüt­zungs­pro­gram­me, so etwas Wei­mar, Nürn­berg und Hannover.

Nun sieht aus­ge­rech­net die Stadt der Buch­mes­se und des gro­ßen Gel­des die Wei­ter­füh­rung des Pro­gramms nicht mehr gewähr­leis­tet. War­um? Von Haus­halts­zwän­gen ist da die Rede, von der Not­wen­dig­keit der Eva­lu­ie­rung. Das ist übli­cher­wei­se die Bezeich­nung für Pro­jekt­be­gräb­nis­se ers­ter Klasse.

Die Buch­mes­se­spre­che­rin Kat­ja Böh­ne stellt gar phi­lo­so­phisch die Fra­ge, ob das Pro­gramm noch das rich­ti­ge For­mat sei, um die Mei­nungs­frei­heit zu för­dern. Da ist es wohl nicht mehr weit bis zur Prü­fung, ob der Frie­dens­preis des Deut­schen Buch­han­dels geeig­net sei, den Frie­den zu fördern.

Bleibt zu hof­fen, dass Frank­furt – eine Stadt mit Metro­po­len­an­spruch – die knaus­ri­ge Pro­vinz­pos­se um das Zufluchts­pro­gramm noch vor der Buch­mes­se im Herbst been­det. Andern­falls wird mit der Soli­da­ri­tät von Autorin­nen und Autoren und vie­ler Ver­la­ge zu rech­nen sein. Aktio­nen haben die Buch­mes­se seit jeher belebt.