07.07.2011
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Die Kuppel des Bundestags - Foto: flickr / Eduardo Zotes Sarmiento.

Heute diskutiert der Bundestag Anträge der Linkspartei und der Grünen. Der UNHCR fordert Deutschland anlässlich der Debatte auf, Flüchtlinge aufzunehmen.

Heu­te dis­ku­tiert der Bun­des­tag über Flücht­lings­po­li­tik. Die Par­tei­en „Die Lin­ke“ und „Die Grü­nen“ brin­gen hier­zu Anträ­ge ein. Der UNHCR for­dert Deutsch­land anläss­lich der Debat­te auf, die euro­päi­sche Flücht­lings­po­li­tik vor­an­zu­brin­gen und Flücht­lin­ge aufzunehmen.

Der Antrag der Links­par­tei zum Jah­res­tag der Gen­fer Kon­ven­ti­on (Druck­sa­che 17/6095) for­dert die Bun­des­re­gie­rung auf, sich auf EU-Ebe­ne für ein ande­res „Ver­ant­wor­tungs­tei­lungs­prin­zip“ ein­zu­set­zen, das sich „in ers­ter Linie nach den berech­tig­ten Wün­schen der Betrof­fe­nen und dem Land der Asyl­an­trag­stel­lung rich­tet“. Die Grü­nen ver­lan­gen, die Gen­fer Kon­ven­ti­on umzu­set­zen und fort­zu­ent­wi­ckeln. Der Antrags­text (17/6347) geht kri­tisch auf die euro­päi­sche Abschot­tungs­po­li­tik und den Aus­bau von Fron­tex ein.

Dar­über hin­aus stimmt der Bun­des­tag über wei­te­re Anträ­ge der Oppo­si­ti­on zur Asyl- und Flücht­lings­po­li­tik ab: Ein Antrag (17/4679) der Lin­ken for­dert eine „men­schen­freund­lich fun­dier­te Asyl­po­li­tik“ ein. Die Grenz­schutz­agen­tur Fron­tex sei auf­zu­lö­sen und durch eine „Euro­päi­sche Koor­di­nie­rungs­stel­le zur men­schen­wür­di­gen und rechts­staat­li­chen Auf­nah­me von Flücht­lin­gen“ zu ersetzen.

Die Grü­nen plä­die­ren mit ihrem Antrag (17/4886) für einen „wirk­sa­men Rechts­schutz im Asyl­ver­fah­ren“ und ver­lan­gen einen Gesetz­ent­wurf, mit dem der im Asyl­ver­fah­rens­ge­setz „vor­ge­se­he­ne Aus­schluss des vor­läu­fi­gen Rechts­schut­zes gegen Über­stel­lun­gen im Rah­men der Dub­lin-II-Ver­ord­nung auf­ge­ho­ben wird“ – dar­in ver­wei­sen Sie auf ein Urteil des Euro­päi­schen Men­schen­rechts­ge­richts­hofs, dass die Abschie­bung von Flücht­lin­gen aus Bel­gi­en nach Grie­chen­land als Ver­let­zung der Euro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on bezeichnet.

Innen­aus­schuss emp­fiehlt Ablehnung

Der Innen­aus­schuss emp­fiehlt, die Vor­la­gen der Oppo­si­ti­ons­par­tei­en abzu­leh­nen (17/5362). Auch zwei wei­te­re Anträ­ge der Grü­nen, mit denen die Frak­ti­on auf einen „ein­heit­li­chen EU-Flücht­lings­schutz“ drängt (17/4439, 17/5361) und sich für eine sofor­ti­ge Aus­set­zung des Deutsch-Syri­schen Rück­über­nah­me­ab­kom­mens ein­setzt (17/5775, 17/6383), beka­men im Innen­aus­schuss kei­ne Mehr­heit. Über den Antrag zum Deutsch-Syri­schen Rück­über­nah­me­ab­kom­men wol­len die Grü­nen die Bun­des­tags­mit­glie­der heu­te nament­lich abstim­men lassen.

Auch wird über einen wei­te­ren Antrag der Grü­nen (17/5909) ent­schie­den, der sich „für die Unter­stüt­zung der huma­ni­tä­ren Hil­fe zuguns­ten der liby­schen Zivil­be­völ­ke­rung und der Flücht­lin­ge aus Liby­en und für eine men­schen­wür­di­ge Behand­lung und Auf­nah­me von Schutz­be­dürf­ti­gen“ ein­setzt. Der Men­schen­rechts­aus­schuss hat die Ableh­nung die­ses Antrags emp­foh­len (17/6266).

Appell des UNHCR

Des­sen unge­ach­tet appel­liert der UNHCR anläss­lich der Bun­des­tags­de­bat­te an Deutsch­land, „Motor der euro­päi­schen Flücht­lings­po­li­tik zu sein“. 60 Jah­re nach der Ver­ab­schie­dung der Gen­fer Kon­ven­ti­on kom­me Deutsch­land eine Schlüs­sel­rol­le dabei zu, ob in naher Zukunft ein trag­fä­hi­ges euro­päi­sches Asyl­sys­tem ent­ste­he, das den hohen Maß­stä­ben der Soli­da­ri­tät und Qua­li­tät gerecht wer­de. Der UNHCR betont den Reform­be­darf des Dub­lin-II-Abkom­mens und die Not­wen­dig­keit, den Recht­schutz gegen Rück­über­stel­lun­gen inner­halb des Dub­lin-Sys­tems zu verstärken.

Zudem appel­lier­te der Ber­li­ner UNHCR-Ver­tre­ter Micha­el Lin­den­bau­er noch­mals an die Ver­ant­wort­li­chen in Bund und Län­dern, Auf­nah­me­plät­ze für Flücht­lin­ge bereit­zu­stel­len, die in Tune­si­en und Liby­en gestran­det sind. „Die­se beson­ders gefähr­de­ten Men­schen aus ihrer Not­la­ge zu befrei­en, ist ein Gebot der Stun­de. Es wäre zudem ein beson­de­res Bekennt­nis zur Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on, zu des­sen ers­ten Unter­zeich­ner­staa­ten die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land gehört“.