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Vortrag zum Thema Flucht aus Eritrea
Dr. Magnus Treiber von der Fachgruppe Ethnologie der Universität Bayreuth hat anlässlich des eritreischen Hizbawi Festivals Kassel am 6. Juli 2013 einen Vortrag unter der Überschrift „Flucht aus Eritrea und die Zersetzung des Sozialen“ gehalten. Treiber wirft einen Blick auf die Flucht und das Migrationsgeschehen der letzten Jahre, seinem Interesse folgend, wie Menschen unter ständigem Stress, in kontinuierlicher und doch ständig in Umbruch begriffener Unsicherheit versuchen, das Richtige zu tun, ohne wissen zu können, was dieses eigentlich ausmacht. Flüchtlinge aus Eritrea, so berichtet er aus seiner Erfahrung in den Nachbarländern, fühlen sich vergessen und verdrängt. Der zugestandene Schutz des UNHCR sei wenig wert. Bei einer den Eritreern bereits zugestandenen förmlichen Anerkennung durch UNHCR sei nicht einzusehen, wieso man die eigene Fluchtbiografie dramatisieren müsse, um die Chance auf eine Ansiedlung in einem Drittland zu bekommen. Die Hoffnung auf ein Resettlement bestehe darin, als gefährdet eingestuft zu werden und damit nach jahrelangem Warten die Migrationschance erhöhen zu können. Diejenigen, die keine Stimme und keine nützlichen Beziehungen haben, blieben sich selbst überlassen: Alte Menschen, arme Menschen, Menschen ohne ausreichende Schulbildung, Menschen, die in der Migration ihre Gesundheit riskiert und verloren hätten. Das Erbe der einst propagierten und gescheiterten Idee einer nationalen Familie Eritreas, der sich der Einzelne zum Wohle aller unterwerfen solle, sei am Ende weithin zerstörtes Vertrauen und soziale Zersetzung – auch noch weitab des Herrschaftsbereiches der eritreischen Diktatur.