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Unterschiedliche Mediendarstellung zur Rolle der Schlepper
Ganz unterschiedlich akzentuiert wird in verschiedenen Medien die Rolle der Schlepper. Der italienische Autor Giampaolo Musumeci zeichnet bei Zeit Online am 21. April 2015 ein differenziertes Bild „Für Flüchtlinge sind die Schlepper Helden“. Schließlich helfen sie, das Recht auf Asyl wahrzunehmen und – was oft verschwiegen wird – retten vielen Flüchtlingen wohl auch das Leben. Ziemlich anders die Perspektive der Westdeutschen Zeitung vom 22. April 2015. Ulli Tückmantel ordnet das Thema dem organisierten Verbrechen zu als „Das Milliarden-Geschäft mit dem Menschenhandel“. Zumindest mit dem Begriff des Menschenhandels liegt er falsch, wird dieser doch international mit dem Handel von Menschen zu Ausbeutungszwecken verbunden. Flüchtlingen aber bieten Schlepper Reisemöglichkeiten an, Zugangsmöglichkeiten zum Asylsystem, solange es andere Wege nicht gibt. Wo man aber nur organisiertes Verbrechen sieht, da liegt das Plädoyer für ein robustes militärisches Mandat der EU nahe. So auch hier. Einen Vorstoß in Sachen UN-Mandat gegen Schleuserbanden machte der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter im Deutschlandfunk am 22. April 2015. Boote von Schleusern sollten beschlagnahmt und zerstört werden, im Rahmen eines UN-Mandats, durch das ein Polizeieinsatz ermöglicht wird. Man hätte gern EU-Ermittler, Europol, Frontex und die europäische Justizbehörde Eurojust an der Front und, das liegt in der Logik dieser Position, eine Kombination aus polizeilichen Maßnahmen und humanitärer Unterstützung, den Aufbau von Lagern, wo Flüchtlinge bereits erfasst werden und möglichst Asylgründe festgestellt werden sollten. Proaktive Kanonenbootpolitik wird hier gefordert. Frage: „Das heißt, die Schiffe, die für Frontex im Mittelmeer unterwegs sind, die müssten dann in libysche Häfen, vor libysche Häfen fahren, um dort die Schiffe zu vernichten, die als Flüchtlingsboote benutzt werden könnten?“ Antwort Kiesewetter: „Natürlich wenn sie leer sind.“ Man kann sich Frontex-Bedienstete an libyschen Stränden ob der Gefährlichkeit der Region nur schwer vorstellen. Das Interview ist abgesehen von Kraftmeierei auch ein wunderliches Stück konfusen Interviewwesens. Warum Herr Kiesewetter beim Thema der Flüchtlingsabwehr ein Lob für die Unterstützung wunderbarer Wanderwege in den Alpen durch die EU einflicht, verstehe wer will. Und wer sich wundert, dass „die beiden Regierungen in Togo und in Tripolis“ derzeit in Verhandlungen in Marokko sind und Europa die Aufgabe haben soll, diese beiden Regierungen zu unterstützen, muss wohl davon ausgehen, dass hier nicht die Regierung von Togo gemeint ist, sondern die zweite Quasi-Regierung in Tobruk (Libyen). Naja, die Union hat traditionell bessere Verbindungen nach Togo und Herr Kiesewetter ist deren außenpolitischer Experte.