Die Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on Human Rights Watch zog am 4. Febru­ar 2015 eine ernüch­tern­de Bilanz bezüg­lich der Auf­klä­rung des Todes von min­des­tens 15 Schutz­su­chen­den beim Ver­such, am 6. Febru­ar 2014 schwim­mend in die spa­ni­sche Exkla­ve Ceu­ta zu gelan­gen. „Es gab wenig Fort­schritt in Rich­tung Gerech­tig­keit“, so Human Rights Watch. „Die spa­ni­sche Guar­dia Civil schoss mit Gum­mi­ku­geln und Trä­nen­gas ins Was­ser, wäh­rend die Schutz­su­chen­de von Marok­ko aus nach Ceu­ta zu gelan­gen ver­such­ten.“ Kein spa­ni­scher Beam­ter sei offi­zi­ell ange­klagt oder dis­zi­pli­na­risch belangt wor­den, kein ein­zi­ger sei zurück­ge­tre­ten. Aus unter­schied­li­chen Quel­len wur­de Human Rights Watch berich­tet, dass die Rich­te­rin nur weni­ge Schrit­te auf eige­ne Initia­ti­ve unter­nom­men habe und Maß­nah­men, die von vier invol­vier­ten spa­ni­schen Grup­pen und sechs Fami­li­en­mit­glie­dern von Ver­stor­be­nen ein­ge­for­dert wor­den waren, ent­we­der ver­zö­gert oder gänz­lich ver­wehrt habe. Anstatt einer direk­ten Befra­gung der am 6. Febru­ar betei­lig­ten Beam­ten, habe sich die Rich­te­rin auf schrift­li­che State­ments der Guar­dia Civil beschränkt. Mit­te Dezem­ber bean­trag­te die Rich­te­rin, den Fall an die Audi­en­cia Nacio­nal, den höchs­ten Straf­ge­richts­hof Spa­ni­ens, zu über­tra­gen. Das loka­le Gericht ver­fü­ge über kei­ne gericht­li­che Zustän­dig­keit, da sich die Todes­fäl­le in marok­ka­ni­schen Gewäs­sern ereig­net hätten.

Natio­na­le und inter­na­tio­na­le Men­schen­recht­grup­pen hat­ten bereits im Novem­ber 2014 das spa­ni­sche Par­la­ment gedrängt, einen Geset­zes­ent­wurf abzu­leh­nen, der die kol­lek­ti­ven Zurück­wei­sun­gen aus den Enkla­ven nach Marok­ko lega­li­sie­ren soll. Spa­ni­en wur­de auf­grund der kol­lek­ti­ven Zurück­schie­bun­gen immer wie­der mas­siv kri­ti­siert. Auch der UNHCR, der Men­schen­rechts­kom­mis­sar des Euro­pa­ra­tes und die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on hat­ten sich sehr besorgt über den Plan der spa­ni­schen Regie­rung geäu­ßert. Human Rights Watch drängt den EU-Kom­mis­sar für Migra­ti­on und Inne­res, Dimit­ris Avra­mo­pou­los, sei­nen im März vor­ge­se­he­nen Besuch in Ceu­ta und Mel­il­la dafür zu nut­zen, Spa­ni­en dazu zu drän­gen, euro­päi­sche und inter­na­tio­na­le Nor­men einzuhalten.

http://www.hrw.org/news/2015/02/04/spain-year-no-justice-migrant-deaths

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