01.10.2012

Newsletter Oct 2012

Nach dem revo­lu­tio­nä­ren Umsturz in Tune­si­en und dem Bür­ger­krieg in Liby­en in 2011 suchen Tau­sen­de afri­ka­ni­sche Flücht­lin­ge, die zuvor dort gelebt hat­ten, Schutz in den Nach­bar­staa­ten. Vie­le wol­len über Marok­ko auf spa­ni­sches Ter­ri­to­ri­um gelan­gen. An den meter­ho­hen Grenz­zäu­nen der spa­ni­schen Exkla­ve Mel­il­la droht die Situa­ti­on ähn­lich zu eska­lie­ren wie in den Jah­ren 2005/2006, befürch­tet die spa­ni­sche Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on PRODEIN. Damals hat­ten Hun­der­te Flücht­lin­ge aus ver­schie­de­nen afri­ka­ni­schen Staa­ten ver­sucht, die Gren­zen zu Ceu­ta und Mel­il­la zu über­win­den. Im Okto­ber 2005 star­ben min­des­tens 16 Schutz­su­chen­de, zum Teil an Schuss­ver­let­zun­gen, vie­le wei­te­re wur­den verletzt.

Seit Beginn des Jah­res 2011 ver­su­chen nun fast täg­lich Flücht­lin­ge die spa­ni­sche Exkla­ve auf afri­ka­ni­schem Boden zu errei­chen. Nach wie vor setzt das marok­ka­ni­sche Mili­tär Schuss­waf­fen gegen Men­schen ein, die über den Zaun zu klet­tern ver­su­chen. Auch die Gum­mi­ge­schos­se, die von den spa­ni­schen Grenz­be­am­ten auf sehr kur­ze Distanz ein­ge­setzt wer­den, ver­ur­sa­chen gra­vie­ren­de Ver­let­zun­gen. Der Zugang zu der Grenz­wall­an­la­ge wird Jour­na­lis­ten und Men­schen­rechts­be­ob­ach­tern sys­te­ma­tisch ver­wehrt. Wer beim Über­que­ren des Zauns oder an der Küs­te ent­deckt wird, wird häu­fig ille­gal nach Marok­ko abge­scho­ben. Besorg­nis erregt auch die Pra­xis der spa­ni­schen Behör­den, Flücht­lin­ge zu inhaf­tie­ren, um sie über das spa­ni­sche Fest­land direkt in ihre Her­kunfts­län­der abzu­schie­ben. Ins­be­son­de­re die kol­lek­ti­ve Abschie­bung von Flücht­lin­gen in die Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kon­go im März 2012 – ohne exis­tie­ren­des Rück­über­nah­me­ab­kom­men und ohne Prü­fung der Staats­an­ge­hö­rig­keit der Betrof­fe­nen – stellt einen Skan­dal dar.

Medi­en­be­rich­te: Spie­gel Online, taz

Aktu­el­le Infor­ma­tio­nen von PRODEIN zur Situa­ti­on von Flücht­lin­gen an der Gren­ze zu Mel­il­la ent­hält die­ser Blog