01.10.2013

Newsletter Oct 2013

Der Euro­päi­sche Gerichts­hof für Men­schen­rech­te (EGMR) sprach in einem Gerichts­ur­teil vom 5. Sep­tem­ber 2013 Schwe­den für schul­dig: Im Fall I. vs. Schwe­den kam das Gericht zu dem Schluss, dass die Abschie­bung einer tsche­tsche­ni­schen Fami­lie nach Russ­land einen Ver­stoß gegen Arti­kel 3 der Euro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on (EMRK) bedeu­tet habe. 2007 hat­te die Fami­lie einen Asyl­an­trag in Schwe­den ein­ge­reicht. Bei­de Eltern gaben an, in Tsche­tsche­ni­en gefol­tert wor­den zu sein. Herr I. sei außer­dem von Sicher­heits­kräf­ten gesucht wor­den, da er die Exe­ku­ti­on von tsche­tsche­ni­schen Dorf­be­woh­nern durch rus­si­sche Trup­pen doku­men­tiert hat­te. Ein Jour­na­list, mit dem er in der Sache Kon­takt hat­te, wur­de kurz dar­auf umge­bracht. Das Ehe­paar berich­te­te, dass Frau I. vom rus­si­schen Sicher­heits­dienst ent­führt wur­de und Herr I. vom Mili­tär fest­ge­nom­men, in einem Kel­ler inhaf­tiert und unter Fol­ter gezwun­gen wor­den war, Infor­ma­tio­nen über tsche­tsche­ni­sche Rebel­len preis­zu­ge­ben. Das Schwe­di­sche Migra­ti­ons­amt lehn­te den Antrag der Fami­lie ab mit dem Argu­ment, die Situa­ti­on in Tsche­tsche­ni­en oder die Situa­ti­on von Tsche­tsche­nen in Russ­land allei­ne recht­fer­ti­ge die Ertei­lung eines Schutz­sta­tus nicht. Auch sei­en die Berich­te der Schutz­su­chen­den inko­hä­rent und unvoll­stän­dig gewe­sen. Der EGMR bestä­tig­te, dass in Tsche­tsche­ni­en nach wie Men­schen ver­schleppt wür­den und es zu will­kür­li­cher Inhaf­tie­rung und Miss­brauch in Haft­an­stal­ten käme. Den­noch sei die all­ge­mein unsi­che­re Situa­ti­on in der Regi­on nicht aus­rei­chend, um bei einer Abschie­bung der Antrag­stel­ler von einer Ver­let­zung des Arti­kels 3 aus­zu­ge­hen. Das Gericht gab der schwe­di­schen Migra­ti­ons­be­hör­de recht, dass bestimm­te Unge­reimt­hei­ten im Antrag des Ehe­paa­res bestün­den. Den­noch befand der EGMR, dass bei der kumu­la­ti­ven Berück­sich­ti­gung der indi­vi­du­el­len Fak­to­ren sub­stan­ti­el­le Grün­de vor­lä­gen, von einem hohen Risi­ko für die Betrof­fe­nen aus­zu­ge­hen, bei einer Abschie­bung in Russ­land Opfer von Miss­brauch zu wer­den. Schwe­den wur­de auf die­ser Grund­la­ge schul­dig gesprochen.

Urteil I. vs. Schwe­den: http://hudoc.echr.coe.int/sites/eng-press/pages/search.aspx?i=003–4480048-5398617#{%22itemid%22:[%22003–4480048-5398617%22]}