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Sanktionen für „Integrationsverweigerer“ und Wohnsitzauflage
Schon Ende März begann das Trommeln des Bundesinnenministers. De Maizière forderte Sanktionen für „Integrationsverweigerer“. Ohne dass es das Phänomen in relevantem Ausmaß gibt, stellte de Maizière in den Raum, Flüchtlinge sollten keinen dauerhaften Aufenthalt bekommen, wenn sie Deutschkurse verweigerten oder Arbeitsangebote ausschlügen. Die noch als Volkspartei erinnerliche Sozialdemokratische Partei Deutschlands, im 19. Jahrhundert richtig gut drauf und in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in Deutschland ein Fortschrittsmotörchen, reagierte sofort unterstützend mit dem Agenda 2010-Sprech, der sie dahin gebracht hat, wo sie heute steht: „Wir müssen Integration nicht nur fördern, sondern auch fordern.“, so Vize-Kanzler Sigmar Gabriel. Ganz ausgewogen, wie er mit sich selbst umgeht, wies er allerdings auch darauf hin, dass es ein ausreichendes Angebot an Sprach- und Integrationskursen auch geben müsse, um im nächsten Satz wieder davor zu warnen, dass bloß nicht alle Flüchtlinge in die Großstädte ziehen sollten, sonst könnten dort Ghettos entstehen, womit er de Maizière in der Wortwahl folgte.
Das „Ausländerghetto“ mit seinen „Parallelgesellschaften“ ist ein integraler Evergreen der Regierungskoalition. Warum Migranten und Flüchtlinge in die Großstädte ziehen, wo am ehesten Jobs zu finden sind und die ethnische Ökonomie auch vielen weiterhilft, hat nie interessiert. Flüchtlinge sollen sich nach de Maizières Auffassung an dem Ort aufhalten müssen, „wo wir das als Staat für richtig halten, und nicht, wo das der Flüchtling für richtig hält.“
Wenn solcher Art autoritäre Dekrete Integrationspolitik sein sollen, dann Gute Nacht. Scharfe Kritik gab es vom Deutschen Gewerkschaftsbund und vom Deutschen Institut für Menschenrechte und wenig später auch von weiteren Verbänden und Organisationen. Die Idee, Flüchtlinge über längere Zeit hinweg in die strukturschwachen Regionen zu verbannen, also Wohnsitzauflagen, ist bereits seit längerem im Gespräch. Am 20. Januar 2016 hat Der Spiegel einmal praxisbezogen durchdekliniert, was es bedeuten würde: „Flüchtlinge aufs Land – was das bedeuten würde“.