Fachnewsletter
Österreich: Wiener Burgtheater arbeitet zusammen mit der dubiosen Sicherheitsfirma G4S
Von der Sicherheitsfirma G4S war in diesem Newsletter schon des Öfteren die Rede. Sie steht in Großbritannien in der Kritik, nicht zuletzt wegen des Abschiebetodes des Angolaners Jimmy Mubenga, der bei einem Abschiebungsversuch in London erstickte. Was wir – und viele außerhalb Österreichs – nicht wussten: Bereits seit 1996 ist der gesamte Publikumsdienst der Wiener Bundestheater an den größten Sicherheitsdienstleister der Welt G4S ausgegliedert worden. Zum 125. Burgtheaterjubiläum hielt der Platzanweiser (Billeteur) Christian Diaz am 12. Oktober 2013 spontan und uneingeladen auf dem Wiener Burgtheaterkongress eine Rede, in der er die Involvierung des Universaldienstleisters und Security-Solutions Anbieters G4S sezierte, die Verbandelung der renommiertesten kulturellen Institution in Österreich mit dubiosen multinationalen Unternehmen im Rahmen von Outsourcing-Praktiken kritisierte und seinen Traum von einem Theater, das sich gegen die Abschiebung von Menschen wendet, die in anderen Teilen der Welt unterbezahlt und in Elend die Produkte unseres Wohlstandes herstellen, veröffentlichte. Diaz wurde von G4S entlassen. Das Burgtheater veröffentlichte eine peinliche Erklärung, in der es unter anderem sprachlich verkorkst und deshalb sachgerecht heißt: „Nach unseren Recherchen wurden die Geschäftsgebaren der Sicherheitsfirma in Österreich immer wieder als gesetzeskonform überprüft.“ Das Burgtheater kann von seinem Billeteur lernen, dass die Realität im eigenen Hause dramatische Stoffe bietet. Die Auseinandersetzung, ob eine Firma Sicherheit im Kulturbetrieb liefern und gleichzeitig ein Abschiebezentrum betreiben darf, ist in vollem Gange. Und im Kielwasser des Billeteurs recherchieren andere die neuesten Aspekte der österreichischen Freundl-Wirtschaft, so profil.at. Das Sicherheitsunternehmen G4S pflegt traditionell gute Kontakte ins österreichische Innenministerium. G4S-Mitarbeiter würden durch Bedienstete der Exekutive immer wieder geschult – und zur Spitze. Der frühere ÖVP-Innenminister Strasser sei nach seinem Abschied aus der Politik 2004 in den Aufsichtsrat der Wiener G4S Secure-Solutions AG gefolgt, wo er bis 2011 saß. Und das ist nicht die einzige personelle Querverbindung. Der aktuelle Vorstand von G4S Österreich habe, so profil.at unter Strassers Nachnachfolger Günther Platter als stellvertretender Kabinettschef gedient. Nachvollziehbar bei so viel Kontakten, dass G4S damit betraut wurde, das erste Schubhaftzentrum Österreichs zu betreiben, in privater Hand ist.