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Niederlande: UN-Sonderberichterstatter übt scharfe Kritik an verweigerter Unterbringung für abgelehnte Asylsuchende
Philip Alston, UN-Sonderberichterstatter für extreme Armut und Menschenrechte, kritisierte am 23. April 2015 im Dutch Radio 1 mit deutlichen Worten die neue Politik der niederländischen Regierung hinsichtlich der Unterbringung von abgelehnten Asylsuchenden. Dies berichtete der Migration News Sheet vom Mai 2015. Im Wesentlichen werde die Unterbringung für abgelehnte Schutzsuchende von ihrer Bereitschaft abhängig gemacht, bei ihrer Abschiebung zu kooperieren. Wer die Zusammenarbeit verweigere oder angebe, nicht in ihr oder sein Herkunftsland zurückkehren zu können, erhalte keinen Zugang zu den neuen Unterkünften. „Wenn sich die Niederlande in eine Insel inmitten Europas verwandeln will, die ihre Menschenrechtsverpflichtungen missachtet, ist es besser, dies auch so auszusprechen“, so Alston. „Warum versuchen, ein Standort internationalen Rechts, internationaler Gerichte und so weiter zu sein? Warum versuchen, Mitglied im UN-Sicherheitsrat zu werden? Seien sie lieber ehrlich und sagen es deutlich: Wir glauben nicht, dass Nicht-Europäer Menschenrechte haben. Zumindest nicht in unserem Land“, ergänzte er. Die neue Politik sollte eigentlich einen Kompromiss darstellen, nachdem Nils Muiznieks, Menschenrechtskommissar des Europarates, im Mai 2014 die niederländische Regierung aufgefordert hatte, keine abgewiesenen Asylsuchenden mehr aus den Unterkünften zu verweisen, wenn diese sich weigerten freiwillig auszureisen. Einige der abgelehnten Schutzsuchenden kamen damals in einer Kirche in Den Haag unter, wo sie Muiznieks besucht hatte. Der Menschenrechtskommissar hatte eine Mindestversorgung im Hinblick auf Verpflegung und Unterkunft gefordert. Die Koalitionsregierung hatte daraufhin entschieden, das informelle Netzwerk an Notunterkünften durch Zentren in den fünf größten Städten im Land zu ersetzen. Abgelehnte Asylsuchende sollen in diesen Zentren „für einige Wochen“ unterkommen, falls sie bei ihrer Abschiebung zu kooperieren. Auch lokale Behörden übten landesweit Kritik am Vorhaben der Regierung. Die angedachten Maßnahmen seien nicht praktikabel und würden das Problem nicht lösen: Abgelehnte Asylsuchende würden so auf der Straße in Obdachlosigkeit enden.