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Montenegro: Perspektivlose Lage
Die ziemlich perspektivlose Lage in Montenegro hat Christian Geinitz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 27. Juli 2015 unter der Überschrift „Der Balkan unter Höchstspannung“ in einem allerdings nicht kostenfrei verfügbaren Artikel zusammengefasst. Ein Unterwasserkabel soll künftig Montenegro mit Italien verbinden. In der Adria wird nach Öl und Gas gebohrt. Montenegrinische Politiker verkaufen ihr Land als den kommenden Energieumschlagplatz der Region. Die Region aber brauche diese Industrie selbst nicht, denn die Industrie liegt am Boden, so Geinitz. Es gebe kaum noch große industrielle Verbraucher. Seit der Finanzkrise sei das energieintensive Aluminiumkombinat KAP nach Privatisierung insolvent geworden. Gekauft habe es dann der russische Oligarch Oleg Deripaska. Dann seien Teile wieder verstaatlicht worden und heute gehöre das Unternehmen dem einheimischen Geschäftsmann Veselin Pejovic und seiner Gesellschaft Uniprom. Wer schreibt die Kriminalgeschichte der westlichen Balkanländer und ihrer nachgeholten „ursprünglichen Akkumulation“, wo doch schon die deutsche Treuhandepisode fast wieder vergessen ist. Dabei ist doch der ganze Staat Montenegro eigentlich eine Art großes Familienunternehmen. Um Karl Kraus zu zitieren: „Das Wort ‚Familienbande‘ hat einen Beigeschmack von Wahrheit.“
Doch jemand schreibt an der Geschichte, die Autoren Jean-Arnault Derens und Laurent Geslin in der Juli-Ausgabe der Le Monde Diplomatique, deutsche Ausgabe „Schauplatz Balkan: Geheimdienste, Oligarchen und Mafia in Ex-Jugoslawien“.