Fachnewsletter
„Menschenschmuggel“ in Richtung Westeuropa
Unter der Überschrift „Ein Geisterschiff wird kommen“ berichtet Michael Martens in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 19. Januar 2015 über Strukturen der kommerziellen Fluchthilfe von der südtürkischen Küste in Richtung Europa. Der Artikel referiert die höchst unterschiedlichen Blickwinkel auf das Geschäft der Fluchthilfe, allerdings hat sich der Autor mit der Terminologie „Menschenschmuggel“ und der „Menschenware“ für eine Interpretation entschieden, die das Thema Menschenhandel mit der Fluchthilfe auf problematische Weise verquickt. Sicher ist, dass „Großschleusungen“ mit Frachtern eine ganz andere Logistik erfordern als eine Fahrt mit kleinen Booten. Insofern sind die referierten Vermutungen über das Wegschauen türkischer Behörden realistisch. Syrische Geschäftsleute, die in Mersin Firmen gegründet haben, werden unter den Mafia-Generalverdacht gestellt. Großschleusungen mit Frachtern sind jedoch keine neue Erfindung. Viele Jahre vor Ausbruch des Krieges in Syrien hat es sie gegeben – und deutliche Hinweise auf die Verwicklung der Geheimdienste des Assad-Regimes. Wer also letztlich profitiert, ist durchaus nicht ausgemacht. Flüchtlinge jedenfalls müssen die Fluchtmöglichkeiten nutzen, die sich ihnen bieten, so lange keine gefahrlosen und legalen Wege bestehen.