Fachnewsletter
„Mare Nostrum“ – eine Art Militärmanöver mit humanitären Effekten
„Mare Nostrum“ nennt sich die seit Oktober 2013 von der italienischen Regierung initiierte humanitär-militärische Operation in der Meerenge zwischen Sizilien und Nordafrika. Schon am 28. Januar 2014 schrieb Jacqueline Andres für die Informationsstelle Militarisierung e.V. eine Analyse über die Hintergründe von „Mare Nostrum“, die eingesetzten Mittel, die Ziele der Operation und die praktischen Folgen. Dank eines italienisch-libyschen Abkommens zur Bekämpfung illegaler Migration von Ende November 2013 sind auch libysche Beamte auf den Kriegsschiffen, die sich an „Mare Nostrum“ beteiligen, präsent und (vgl. Italien-Newsletter in dieser Ausgabe) auch an der Identifizierung und Befragung der Geretteten beteiligt. „Mare Nostrum“ erschwert auch das Stellen von Asylanträgen. Nicht wenige der Geretteten werden nach schnellem Screenen und Anlanden in Italien wieder zeitnah abgeschoben. Gegen die Wortwahl „Mare Nostrum“ hatte offenbar niemand etwas einzuwenden. Der Begriff bezeichnete besitzanzeigend das vom Römischen Reich umgebene und beanspruchte Mittelmeer. Mussolini machte „Mare Nostrum“ zur Kampfparole für den Herrschaftsanspruch des italienischen Kolonialismus an den Gestaden des Mittelmeeres. Tatsächlich ist das Ganze ein groß angelegtes Militärmanöver mit humanitären Nebeneffekten. An Luft- und Seeoperationen beteiligen sich allein auf italienischer Seite die italienische Marine, Armee, Luftwaffe und die Carabiniere, die Polizei der Guardia die Finanza und die Küstenwache. Das Innenministerium stellt Polizeikräfte zur Verfügung, die an Bord der italienischen Militärschiffe arbeiten. Patrouillenboote, Fregatten, Aufklärungsflugzeuge, Helikopter und Drohnen werden eingesetzt. Am 24. März 2014 veröffentlichte die Zeitung Repubblica ein Handy-Video vom November 2013. Die Fregatte Elisee beschießt ein flaggenloses Fischerboot mit Flüchtlingen an Bord.