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Manus Island: Australiens Guantanamo?
Welche Deals die australische Regierung mit Nachbarstaaten macht, um sich Asylsuchende vom Hals zu halten – viele EU-Politiker, die ähnliche Agenden haben, beobachten es sicher mit Interesse. „Manus Island: Australia’s Guantanamo?“ überschreibt BBC News einen Artikel vom 12. Juni 2015. Etwa 1.000 Asylsuchende sind dort inhaftiert. Papua New Guineas Manus Island sei ein Platz, den Australien der Welt nicht präsentieren möchte, heißt es darin. Als Journalist könne man nur unter extremen Schwierigkeiten an ein Visum kommen. Die BBC hat heimlich Aufnahmen auf der Insel gemacht. Gefunden haben die BBC Journalisten u.a. Syrer, Iraker und Menschen aus Afghanistan. Sie ließen sie zu Wort kommen über ihre schreckliche Situation. Um aus McManus frei zu kommen, müssten sie zustimmen, sich in Papua New Guinea niederzulassen. 2013 hatte die damalige Labour Regierung Australiens dem armen Papua New Guinea umgerechnet 300 Millionen US-Dollar in Aussicht gestellt für den Fall, dass die Regierung sich nicht nur mit der Einrichtung eines Haftzentrums einverstanden zeigen würde, sondern auch bereit sein sollte, Flüchtlinge in Papua New Guinea anzusiedeln. Natürlich wurde so etwas humanitär verkleidet. Die australische Regierung sprach davon, verzweifelte Asylsuchende daran hindern zu wollen, im Meer zu ertrinken. Aus Sicht der australischen Regierung funktioniert diese Internierungspolitik in Verbindung mit gewaltsamen Pushbacks der Marine: Die Zahl der Ankünfte hat sich drastisch verringert. Australiens Premier Tony Abbott empfiehlt Europa, sich im Mittelmeer der australischen Praktiken zu bedienen. Diese werden von Menschenrechtsgruppen und den Vereinten Nationen als grausam und inhuman gebrandmarkt. Sog. Processing Centers, also Asylentscheidungszentren inkl. Haftanstalt gibt es in Nauru und Papua New Guinea. Wer dort anerkannt wird, soll in Papua New Guinea, Nauru oder gar Kambodscha eine neue Heimat finden.