01.10.2014

Newsletter Oct 2014

Am 30. Sep­tem­ber 2014 ver­öf­fent­lich­te Amnes­ty Inter­na­tio­nal (AI) den Bericht “Lives Adrift – Refu­gees and migrants in peril in the Cen­tral Medi­ter­ra­ne­an“. Dar­in klagt die Orga­ni­sa­ti­on die “beschä­men­de Untä­tig­keit” der EU an. Die Orga­ni­sa­ti­on for­dert eine Stär­kung der See­not­ret­tung im Mit­tel­meer, die Klä­rung von Zustän­dig­keits­strei­tig­kei­ten zwi­schen Mal­ta und Ita­li­en, siche­ren und lega­len Zugang nach Euro­pa für Men­schen, die vor Kon­flik­ten und Ver­fol­gung flie­hen, sowie eine fai­re­re Tei­lung der Ver­ant­wor­tung für Flücht­lin­ge in Euro­pa. Amnes­ty Inter­na­tio­nal iden­ti­fi­ziert in dem Bericht struk­tu­rel­le Pro­ble­me im See­not­ret­tungs­re­gime des zen­tra­len Mit­tel­meers, die his­to­risch einer effek­ti­ven Rege­lung der Such- und Ret­tungs­ein­sät­ze ent­ge­gen­ge­lau­fen sind. Ers­tens hät­ten Ita­li­en und Mal­ta kei­ne Eini­gung über ihre jewei­li­gen Such- und Ret­tungs­zo­nen (SAR) erreicht. Zwei­tens hät­ten die bei­den Län­der unter­schied­li­che Inter­pre­ta­tio­nen des Kon­zepts „See­not“, das eine Such- und Ret­tungs­ope­ra­ti­on aus­löst. Den mal­te­si­schen Behör­den zufol­ge muss ein Boot im Sin­ken begrif­fen und ein Hil­fe­ruf aus­ge­sen­det sein. Der ita­lie­ni­schen Aus­le­gung zufol­ge besteht See­not bereits wenn See­un­tüch­tig­keit gege­ben ist. Und drit­tens, so AI, bestün­den in Ita­li­en und Mal­ta unter­schied­li­che Auf­fas­sun­gen über das Kon­zept des „siche­ren Hafens der Aus­schif­fung“. Ita­li­en zufol­ge ist hier­mit der Hafen des­je­ni­gen Staa­tes gemeint, in des­sen Such- und Ret­tungs­zo­ne (SAR) eine Ret­tungs­ope­ra­ti­on erfolgt – dies wäre in den meis­ten Fäl­len Mal­ta auf­grund der gro­ßen SAR-Zone des Insel­staa­tes. Mal­ta hin­ge­gen besteht dar­auf, dass die Aus­schif­fung in den­je­ni­gen Hafen zu erfol­gen hat, der geo­gra­phisch am nächs­ten gele­gen ist, was in den meis­ten Fäl­len Lam­pe­du­sa oder Sizi­li­en wäre.  Zustän­dig­keits­strei­tig­kei­ten wie die­se gehen immer wie­der auf Kos­ten von Men­schen­le­ben und führ­ten bei­spiels­wei­se am 11. Okto­ber 2013 zum Tod von über 200 Men­schen, die bei einer Boots­ka­ta­stro­phe ums Leben kamen.

Bericht: http://www.amnesty.org/en/library/info/EUR05/006/2014/en