Die Autorin Mely Kiyak hat sich in ihrer Kolum­ne mit der aktu­el­len „Flücht­lings­kri­se“ aus­ein­an­der­ge­setzt und dem „Heul­su­s­en­la­men­to“ die Fra­ge ent­ge­gen gesetzt, wer denn eigent­lich gera­de eine Kri­se erle­be. „Kras­se Kri­se“ nennt sie die Kri­se der deut­schen Büro­kra­tie: „Die deut­sche Büro­kra­tie funk­tio­nier­te in den Wir­ren des Zwei­ten Welt­krie­ges tadel­los. Sie funk­tio­nier­te in den Depor­ta­ti­ons­la­gern. Sie funk­tio­nier­te als Mil­lio­nen Ver­trie­be­ne kamen. Sie funk­tio­nier­te als Mil­lio­nen Kon­tin­gent­flücht­lin­ge aus der ehe­ma­li­gen Sowjet­uni­on nach Deutsch­land kamen. Sie funk­tio­nier­te als 20 Mil­lio­nen DDR-Bür­ger in die West­bü­ro­kra­tie inte­griert wer­den muss­ten. Und jetzt klappt das nicht wegen ein paar hun­dert­tau­send Men­schen, die nach Deutsch­land kom­men? Wegen Com­pu­ter­pro­ble­men und so? Wegen zu weni­ger Mit­ar­bei­ter in Regis­trie­rungs­stel­len? Durch­schnitt­lich pas­sie­ren pro Jahr 100 Mil­lio­nen Deut­sche 46 Ike­a­stand­or­te in Deutsch­land. Wäre Ikea eine Tran­sit­zo­ne wür­de man sagen, dass die­se Tran­sit­zo­ne monat­lich von 8,3 Mil­lio­nen Men­schen pas­siert wird. Sie zah­len fast alle mit EC-Kar­te. Was auch eine Art Regis­trie­rung ist. Will sagen, wenn es um Kapi­ta­lis­mus geht, dann funk­tio­niert das Sys­tem tadel­los. Da arbei­ten Top-Inge­nieu­re an Top-Sys­te­men. Geht es um Huma­ni­tät, arbei­ten eine Hand­voll Men­schen an ollen Gur­ken und ver­pas­sen Arm­bänd­chen und lau­fen mit hand­ge­schrie­be­nen Kar­teik­ärt­chen über lan­ge Lin­ole­um­flu­re. Klingt lächer­lich. Ist aber so.“

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