„Die Koali­ti­ons­be­schlüs­se sind ein mas­si­ver Angriff auf das Asyl­recht“ über­schreibt der Nie­der­säch­si­sche Flücht­lings­rat eine Pres­se­er­klä­rung vom 8.11.2015. Dabei geht es um den Hin­ter­grund der Gesprä­che zwi­schen SPD und Uni­on über das soge­nann­te Asyl­pa­ket II. Nur vor­der­grün­dig rich­te­ten sich die geplan­ten Auf­nah­me­zen­tren gegen Flücht­lin­ge aus West­bal­kan­staa­ten, die inzwi­schen nur noch 3 Pro­zent aller Flücht­lin­ge in Deutsch­land aus­mach­ten. Der Bun­des­re­gie­rung gehe es viel­mehr dar­um, ein Mus­ter zu eta­blie­ren, wie man durch eine Erwei­te­rung der Lis­te der siche­ren Her­kunfts­staa­ten suk­zes­si­ve wei­te­re Flücht­lin­ge in ver­schärf­te und ver­kürz­te Ver­fah­ren ein­be­zie­hen kön­ne. Auch eine geplan­te Aus­wei­tung von Abschie­bun­gen in ande­re Dub­lin-Ver­trags­staa­ten gäbe den geplan­ten Auf­nah­me­zen­tren Sinn. Die geplan­te Rück­nah­me des erst zum 1.8.2015 in Kraft getre­te­nen Rechts auf Fami­li­en­zu­sam­men­füh­rung für Flücht­lin­ge, die den soge­nann­ten sub­si­diä­ren Schutz erhal­ten haben, sei auf die Zukunft gerich­tet. Der­zeit wären 1.700 Flücht­lin­ge bereits betrof­fen. Die Maß­nah­me zie­le jedoch auch auf Flücht­lin­ge aus Syri­en, dem Irak oder Afgha­ni­stan, die Absicht der Bun­des­re­gie­rung in Rech­nung gestellt, dass auch ihnen ein Schutz­an­spruch im Sin­ne der Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on zukünf­tig ver­wei­gert wer­den sol­le. Im Fokus der Poli­tik stün­den Über­le­gun­gen, wel­che Hand­lungs­spiel­räu­me das gel­ten­de Euro­pa­recht noch belas­se, um die Ver­wei­ge­rung eines Schutz­an­spruchs begrün­den zu kön­nen. Dies gel­te neben der Abschie­bung von Flücht­lin­gen in Dub­lin- oder Dritt­staa­ten, aber auch für die Idee, angeb­lich siche­re Zonen als Flucht­al­ter­na­ti­ven für Flücht­lin­ge aus diver­sen Län­dern zu kon­stru­ie­ren, wie dies beson­ders inten­siv für Flücht­lin­ge aus Afgha­ni­stan in den Raum gestellt wur­de. Damit sei das Asyl­pa­ket II kein Kom­pro­miss, mit dem nur ein Teil der längst über­wun­den geglaub­ten Abschre­ckungs­kon­zep­te wie­der aus der Mot­ten­kis­te her­aus­ge­holt wer­den soll­ten, son­dern ein mas­si­ver Angriff auf das Asyl­recht, indem man ver­su­che, das mate­ri­el­le Asyl­recht selbst sowie die Rech­te der Flücht­lin­ge im Asyl ein­zu­schrän­ken. Der hin­hal­ten­de Wider­stand der SPD argu­men­tiert unter ande­rem damit, dass der Fami­li­en­nach­zug bei Syrern zur­zeit gar nicht rele­vant sei, weil die Ver­wal­tung die Anträ­ge der­zeit gar nicht abar­bei­ten kön­ne, wegen Über­las­tung, so die ehe­ma­li­ge Gene­ral­se­kre­tä­rin Fahi­mi. Tat­säch­lich dau­ern Fami­li­en­nach­zugs­ver­fah­ren, selbst wenn die recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen vor­lie­gen, durch die Unter­be­set­zung deut­scher Aus­lands­ver­tre­tun­gen schon jetzt über alle Maßen lang.

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