In zwei aktu­el­len Zei­tungs­kom­men­ta­ren wen­den sich zwei Migra­ti­ons­exper­tin­nen radi­kal gegen die aktu­el­le Flüchtlingspolitik.

Die Rechts­theo­re­ti­ke­rin und Poli­tik­wis­sen­schaft­le­rin Son­ja Buckel ana­ly­siert in der Frank­fur­ter Rund­schau die „men­schen­feind­li­che Logik der Poli­tik“: „In die klaf­fen­de Lücke, wel­che die Logik der insti­tu­tio­na­li­sier­ten Poli­tik hin­ter­lässt, ist inzwi­schen eine Zivil­ge­sell­schaft nach­ge­rückt: Tau­sen­de ehren­amt­li­che Hel­fe­rin­nen und Hel­fer, jun­ge und alte Men­schen, die sich schüt­zend vor die Geflüch­te­ten stel­len, sowie kri­ti­sche Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten. Auf die­se Wei­se ent­steht ein beein­dru­cken­des Soli­da­ri­täts­netz­werk, das sich der Logik des euro­päi­schen Grenz­re­gimes nicht fügt. In Spa­ni­en und Grie­chen­land sind aus soli­da­ri­schen Netz­wer­ken bereits neu­ar­ti­ge poli­ti­sche Akteu­re her­vor­ge­gan­gen, die eine Her­aus­for­de­rung für den selbst­be­züg­li­chen poli­ti­schen Appa­rat darstellen.“

In der Zeit kon­sta­tiert die Juris­tin Anna Lüb­be, dass das Dub­lin-Sys­tem tot sei. Dem­ge­gen­über sei der aktu­el­le EU-Ansatz, Hot-Spot Cen­ter in den Grenz­staa­ten der EU zur Regis­trie­rung von Asyl­an­trä­gen ein­zu­rich­ten, unso­li­da­risch: „Die feh­len­de Las­ten­tei­lung ist der eine Grund für das Ver­sa­gen des Dub­lin-Sys­tems. Der ande­re ist, dass es die Inter­es­sen der Flücht­lin­ge zu wenig berück­sich­tigt. Die Men­schen wol­len dort­hin, wo sie sich die bes­ten Lebens­chan­cen aus­rech­nen und wo Ver­wand­te oder Freun­de leben. Statt­des­sen sol­len sie dort blei­ben, wo sie Euro­pa betre­ten haben. Die Zwangs­zu­tei­lung macht das Dub­lin-Sys­tem auf­wen­dig, büro­kra­tisch und anfäl­lig für den Boy­kott durch irre­gu­lä­re Wei­ter­wan­de­rung. Solan­ge man die­se bei­den Ursa­chen des Sys­tem­ver­sa­gens – feh­len­de Las­ten­tei­lung und Zwangs­zu­tei­lung – nicht anpackt, wird die euro­päi­sche Asyl­ko­or­di­na­ti­on nicht funk­tio­nie­ren. Dar­an wer­den auch Asyl­zen­tren am Rand Euro­pas nichts ändern.“

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