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„Europa zwischen Grenzkontrolle und Flüchtlingsschutz…“ erschienen
Und dazwischen liegt das Meer … heißt die erste Überschrift in Silja Klepps Buch „Europa zwischen Grenzkontrolle und Flüchtlingsschutz – eine Ethnographie der Seegrenze auf dem Mittelmeer“, erschienen im Transkript-Verlag in der Reihe Kultur und soziale Praxis. Ziel der sehr gut lesbaren wissenschaftlichen Arbeit, deren Herausgabe durch die Stiftung PRO ASYL gefördert wurde, ist es, den Aushandlungsprozess um den Flüchtlingsschutz auf See an den europäischen Außengrenzen zu untersuchen, so die Autorin. Beschrieben wird, wie jenseits des Mittelmeers die Bootsreisen der Migranten und Flüchtlinge und diesseits die nationalen und europäischen Sicherheitskräfte organisiert sind, welche Mächte und Grenzen sich auf hoher See unmittelbar gegenüberstehen. Mit der Ethnographie der Seegrenze verbunden ist der Versuch einer rechtsanthropologischen Perspektive. Es sind auch rechtliche Fragen, die die Migranten auf hoher See betreffen. Wo und in welcher Weise dürfen Boote von Sicherheitskräften aufgebracht werden? Gilt das Nichtzurückweisungsgebot der Genfer Flüchtlingskonvention auch auf hoher See und was bedeutet das für die Praxis? Welche Rolle spielt die europäische Grenzschutzagentur Frontex? Bei der Untersuchung habe sich gezeigt, so die Autorin, dass der Prozess der Harmonisierung des EU-Flüchtlingsrechts nicht in Form eines einfachen Transfers der in Brüssel beschlossenen Gesetze erfolge. Sie versucht sehr viel genauer hinzuschauen, welche nationalen Praktiken, welche Akteure und Aushandlungsprozesse letztendlich das Geschehen prägen. Die Autorin hat bei Forschungsreisen in Libyen, Italien und Malta selbst Einblicke gewonnen in die Handlungslogiken der Akteure im Grenzraum. Nicht nur deshalb ist das Buch spannend und von vorbildlicher Lesbarkeit auch für Nichtexpertinnen und –experten. Man darf dem Buch deshalb auch viele Leser außerhalb des Wissenschaftsbereichs wünschen. Das Buch umfasst 428 Seiten und kostet im Buchhandel 34,80 Euro.