Der Euro­päi­sche Rat hat am 25./26. Juni 2015 über die Plä­ne zur quo­ta­len Ver­tei­lung von Flücht­lin­gen inner­halb der EU dis­ku­tiert. Die Schluss­fol­ge­run­gen sind selbst für Quo­ten-Geg­ner wie PRO ASYL, die das Free-Choice-Modell prä­fe­rie­ren, ernüch­ternd. Noch nicht ein­mal eine ver­bind­li­che Eini­gung über die Ver­tei­lung von 40.000 Flücht­lin­gen inner­halb der nächs­ten zwei Jah­re aus Grie­chen­land und Ita­li­en konn­te beschlos­sen wer­den, zu stark war die Ableh­nung eini­ger EU-Staaten.

Die Tages­schau und Eurac­tiv haben sehr inter­es­sant dar­ge­stellt, wel­che EU-Mit­glieds­staa­ten für oder gegen eine Quo­te waren. Die Aus­sa­gen der Ver­tre­ter der EU-Staa­ten ver­wei­sen auf die brand­ge­fähr­li­chen natio­na­lis­ti­schen Ein­stel­lun­gen inner­halb Euro­pas. Die State­ments aus Ungarn sind mitt­ler­wei­le bekannt (Orban: „Wir wol­len, dass nie­mand mehr kommt, und die, die schon hier sind, nach Hau­se gehen“). Aber auch Tsche­chi­en ist gegen eine Auf­nah­me von Flücht­lin­gen: „Quo­ten wür­den ille­ga­le Migran­ten, die Euro­pa nicht in ihre Hei­mat­län­der zurück­zu­schi­cken in der Lage ist, noch ermun­tern“, wie sich Minis­ter­prä­si­dent Sobot­ka äußer­te. Tsche­chi­en setzt in der Flücht­lings­fra­ge ohne­hin auf Law and Order und lässt ver­stärkt Poli­zis­ten auf Bahn­hö­fen und in Zügen patrouil­lie­ren. Auch ande­re ost­eu­ro­päi­sche Staa­ten wie Est­land und Litau­en ver­wehr­ten sich einer ver­bind­li­chen Quote.

Dem­entspre­chend umfass­te die Eini­gung nur eine frei­wil­li­ge Quo­te, die die Staa­ten nach Gut­dün­ken erfül­len kön­nen. Mit­tels eines Resett­le­ments-Pro­gramms sol­len zudem 20.000 Flücht­lin­ge auf­ge­nom­men wer­den, die sich aktu­ell außer­halb Euro­pas in Flücht­lings­la­gern befin­den. Ange­sichts der aktu­el­len Flücht­lings­an­lan­dun­gen in Ita­li­en und Grie­chen­land sind die­se Zah­len rei­ne Maku­la­tur. Der ita­lie­ni­sche Minis­ter­prä­si­dent Matteo Ren­zi sag­te des­halb auf der Sit­zung: „Wenn dies Eure Idee von Euro­pa ist, dann könnt ihr sie behal­ten. Zeigt ent­we­der Soli­da­ri­tät oder ver­schwen­det nicht unse­re Zeit.“

Der deut­sche Innen­mi­nis­ter de Mai­zìe­re topp­te die gan­ze Sache noch, indem nur „die­je­ni­gen Flücht­lin­ge nach einem gerech­ten Schlüs­sel ver­teilt wer­den [sol­len], die eine dau­er­haf­te Blei­be­per­spek­ti­ve hät­ten.“ Die Fest­stel­lung der „guten Blei­be­per­spek­ti­ve“ sol­le in Hot-Spot-Zen­tren in Grie­chen­land und Ita­li­en erfol­gen, bei einer ungu­ten Per­spek­ti­ve könn­ten die Flücht­lin­ge dann schnel­ler in ihre Hei­mat­län­der zurück­ge­führt wer­den. Die deut­sche Ein­tei­lung in gute und schlech­te Flücht­lin­ge bereits vor dem Asyl­ver­fah­ren wird euro­päi­siert. Ein Hot­spot-Zen­trum im Hot­spot-Staat Grie­chen­land ist eine über­aus absur­de Idee.

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