01.04.2014

Newsletter Apr 2014

Die Bun­des­re­gie­rung hat am 6. März 2014 eine klei­ne Anfra­ge der Bun­des­tags­frak­ti­on Die Lin­ke beant­wor­tet (BT-Druck­sa­chen 18/433 und 18/705). Dabei ging es um ergän­zen­de Infor­ma­tio­nen zur Asyl­sta­tis­tik für das Jahr 2013. Die Ant­wor­ten ent­hal­ten eini­ge wich­ti­ge Zah­len. Die berei­nig­te Gesamt­schutz­quo­te (Pro­zent aller posi­ti­ven Ent­schei­dun­gen – ohne for­mel­le Ent­schei­dun­gen) für das Jahr 2013 betrug 39,3 Pro­zent und lag damit höher als im Vor­jahr. Rech­net man die Schutz­quo­ten für die Staa­ten des West­bal­kans her­aus, die die Bun­des­re­gie­rung als siche­re Her­kunfts­staa­ten sehen will und wo die Asyl­pra­xis den ent­spre­chen­den Aspi­ra­tio­nen seit län­ge­rem folgt, dann betrug die berei­nig­te Gesamt­schutz­quo­te für die rest­li­chen Län­der 55,5 Pro­zent. Sehr hohe berei­nig­te Schutz­quo­ten wie­sen Staa­ten wie Afgha­ni­stan, Iran, Irak, Eri­trea und Soma­lia auf. Am ande­ren Ende der Ska­la lagen die Staa­ten des West­bal­kans. Immer­hin erhiel­ten 25 Asyl­su­chen­de aus Ser­bi­en und 17 Asyl­su­chen­de aus Maze­do­ni­en einen Schutz­sta­tus, hier­von 7 Aner­ken­nun­gen als Flücht­lin­ge, 35 den sub­si­diä­ren Schutz. Im sel­ben Jahr wur­den 39 ser­bi­schen und 26 maze­do­ni­schen Asyl­su­chen­den ein Schutz­sta­tus durch die Gerich­te zuge­spro­chen. Damit steht die Ein­stu­fung die­ser Staa­ten als siche­re Her­kunfts­staa­ten auf töner­nen Füßen. Siche­re Staa­ten sind sol­che, bei denen davon aus­ge­gan­gen wer­den kann, dass Ver­fol­gung nicht statt­fin­det. Ein­ge­lei­te­te Wider­rufs­ver­fah­ren füh­ren ledig­lich in 5 Pro­zent aller Fäl­le zu einem tat­säch­li­chen Wider­ruf des Schutz­sta­tus. Die Dau­er der Asyl­ver­fah­ren ist wei­ter­hin bekla­gens­wert hoch. Bis zu einer behörd­li­chen Ent­schei­dung muss­ten Asyl­su­chen­de im Jahr 2013 durch­schnitt­lich 7,2 Mona­te war­ten, zuletzt mit gering­fü­gig sin­ken­der Ten­denz. Wei­ter­hin wird bei Asyl­ver­fah­ren von Staats­an­ge­hö­ri­gen aus Staa­ten des west­li­chen Bal­kans Tem­po gebolzt. Bis zur Ent­schei­dung des Bun­des­am­tes dau­er­te es bei Ser­bi­en 2,1 Mona­te, bei Maze­do­ni­en 2,4 Mona­te. Ent­spre­chend län­ger muss­ten die Staats­an­ge­hö­ri­gen nicht prio­ri­sier­ter Län­der war­ten. Deren Ver­fah­rens­dau­er betrug im 4. Quar­tal 2013 8,7 Mona­te. Dif­fe­ren­ziert man die Zah­len unter Her­aus­rech­nung des West­bal­kans noch wei­ter aus, so erge­ben sich skan­da­lö­se War­te­zei­ten für Flücht­lin­ge aus eini­gen Staa­ten. Iran: 13 Mona­te, Afgha­ni­stan: 14,1 Mona­te, Paki­stan: 15 Mona­te, Soma­lia: 15,3 Mona­te, Eri­trea: 16,9 Mona­te. Das sind über­wie­gend Her­kunfts­län­der mit rela­tiv guten Aner­ken­nungs­chan­cen für die Antrag­stel­ler. Der Anteil der Dub­lin-Ver­fah­ren explo­diert: Im 4. Quar­tal 2013 wur­de bei 51,9 Pro­zent der Asyl­ver­fah­ren unter­stellt, dass ein ande­rer EU-Staat zustän­dig sei. Im Gesamt­jahr 2013 lag der Pro­zent­satz bei 32,2 Pro­zent, gegen­über 17,8 Pro­zent im Jahr 2012. Die Zah­len zu Dub­lin-Über­stel­lun­gen zei­gen, dass das Sys­tem, ins­be­son­de­re in Bezug auf bestimm­te Län­der nicht funk­tio­niert. Nur ein klei­ne­rer Teil der geplan­ten Über­stel­lun­gen wird tat­säch­lich umge­setzt. Asyl­su­chen­de aus Ser­bi­en und Maze­do­ni­en wur­den im Jahr 2013 zu 93 Pro­zent bzw. 90 Pro­zent als „offen­sicht­lich unbe­grün­det“ abge­lehnt. Der Anteil der Roma unter den Asyl­su­chen­den aus den Staa­ten des Bal­kans betrug im Janu­ar 2014 93 Pro­zent bei Ser­bi­en, 69 Pro­zent bei Maze­do­ni­en, 66 Pro­zent bei Bos­ni­en, 73 Pro­zent bei Mon­te­ne­gro und ledig­lich 8,5 Pro­zent bei Alba­ni­en. Die Schutz­quo­te bei unbe­glei­te­ten Min­der­jäh­ri­gen unter 18 Jah­ren ist gestie­gen von 41,7 Pro­zent im Jahr 2012 auf 56,6 Pro­zent im Jahr 2013. Die meis­ten kom­men aktu­ell aus Afgha­ni­stan, Soma­lia und Syri­en. Die Bun­des­re­gie­rung gab auch Aus­kunft zur Per­so­nal­si­tua­ti­on beim Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge. 2013 wur­den 75 Mit­ar­bei­te­rIn­nen neu ein­ge­stellt. Den­noch wer­den mehr als 100 Unter­stüt­zungs­kräf­te aus dem Bereich der Bun­des­po­li­zei und des Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums ein­ge­setzt. Sehr häu­fig sind aus Grün­den der Per­so­nal­knapp­heit Anhö­rer und Ent­schei­der nicht die­sel­be Per­son. In Syri­en­fäl­len trifft dies bei 50 Pro­zent der Ver­fah­ren zu, bei Staa­ten des West­bal­kans bei etwa 40 Pro­zent, in Afgha­ni­st­an­fäl­len bei 25–30 Pro­zent. Die Bun­des­re­gie­rung rech­net mit einem wei­te­ren Anstieg der Zahl Asyl­su­chen­der in die­sem Jahr auf 140.000.