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Dubioser Gutachter bei Berliner Ausländerbehörde
Die Berliner Ausländerbehörde arbeite bei Abschiebungen von abgelehnten Asylbewerbern mit einem dubiosen Gutachter zusammen, so berichtete das MDR Magazin Fakt am 31. März 2015. Aus Gerichtsakten gehe hervor, dass ein Arzt namens Rainer Lerche nach eigenen Angaben in 50.000 Fällen medizinische Gutachten im Vorfeld von Abschiebungsfällen erstattet habe. Stimmt diese Zahl, dann wäre der Gutachter fast völlig von seinen Auftraggebern abhängig gewesen und Zeit für eine ärztliche Tätigkeit außerhalb dieser Tätigkeit wäre wohl kaum geblieben. Die Pressestelle des Senats trat Behauptungen, der Gutachter verfüge über keine ärztliche Approbation, jedoch entgegen. Stimmt die Zahl der Fälle auch nur annähernd, dürfte es sich um den bundesweit prägnantesten Fall der Spezialisierung eines Arztes auf ein Fachgebiet handeln, das es in der ärztlichen Ausbildung jedenfalls nicht gibt: Abschiebungsarzt. Viele Fragen scheinen noch offen. Man darf gespannt sein, was für Gutachten mit welcher Qualität sich in mancher Akte noch finden. Das wird den Betroffenen kaum mehr nützen, aber vielleicht dazu beitragen, Missstände künftig zu verhindern.