Die Bun­des­re­gie­rung hat am 4.7.2016 eine Klei­ne Anfra­ge der Bun­des­tags­frak­ti­on Bünd­nis 90/Die Grü­nen (BT-Druck­sa­chen 18/8499, 18/9009) zum The­ma „Ver­bes­se­run­gen der gesund­heit­li­chen und psy­cho­so­zia­len Ver­sor­gung von Geflüch­te­ten zur Umset­zung der EU-Auf­nah­me­richt­li­nie“ beant­wor­tet. Die Bun­des­re­gie­rung hält die aktu­el­le Ver­sor­gungs­si­tua­ti­on für ange­mes­sen und ver­weist ins­be­son­de­re dar­auf, dass Asyl­su­chen­de nach 15-mona­ti­gem Auf­ent­halt in der Regel Leis­tun­gen auf Sozi­al­hil­fe­ni­veau erhal­ten und gesetz­lich Kran­ken­ver­si­cher­ten weit­ge­hend leis­tungs­recht­lich gleich­ge­stellt sei­en. Obwohl man die EU-Auf­nah­me­richt­li­nie, die für beson­ders schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen wie Kin­der, Schwan­ge­re, psy­chisch Kran­ke und behin­der­te Per­so­nen, eine ange­mes­se­ne medi­zi­ni­sche und psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Ver­sor­gung garan­tiert, nicht in natio­na­les Recht umge­setzt hat, geht die Bun­des­re­gie­rung davon aus, dass ins­be­son­de­re die §§ 4 Abs. 1 Asyl­bLG und 6 Abs. 1 Asyl­bLG Ent­spre­chen­des leis­ten. Die Ver­sor­gungs­la­ge sei vor dem Hin­ter­grund der Auf­nah­me von Hun­dert­tau­sen­den von Men­schen ange­spannt. Zunächst hät­ten die exis­ten­ti­el­len Bedürf­nis­se gesi­chert wer­den müs­sen. Die Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung lis­tet u.a. auf, in wel­chen Regio­nen und Kom­mu­nen Rah­men­ver­trä­ge für die soge­nann­te Gesund­heits­kar­te geschlos­sen wor­den sind. Bezüg­lich der beson­de­ren Bedar­fe trau­ma­ti­sier­ter, aus Kri­sen­re­gio­nen geflüch­te­ter Min­der­jäh­ri­ger ver­weist die Bun­des­re­gie­rung auf ver­schie­de­ne Pro­gram­me des BMFSFJ, mit denen unter ande­rem die Ein­rich­tung von kin­der­freund­li­chen Räu­men in Flücht­lings­un­ter­künf­ten und bau­li­che Schutz­maß­nah­men in Flücht­lings­un­ter­künf­ten geför­dert wer­den sol­len. Über ein KfW-Pro­gramm für Inves­ti­ti­ons­kre­di­te sol­len bau­li­che Schutz­maß­nah­men in Flücht­lings­un­ter­künf­ten zur aus­schließ­li­chen bzw. siche­ren Unter­brin­gung von Frau­en und Kin­dern sowie sons­ti­gen beson­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen­grup­pen finan­ziert wer­den. Refe­riert wird der aus dem Mai stam­men­de Prü­fungs­auf­trag für Bund und Län­der, inwie­weit eine bun­des­ge­setz­li­che Rege­lung erfor­der­lich sein könn­te, um den Schutz von Frau­en und Kin­dern in Flücht­lings­un­ter­künf­ten zu gewähr­leis­ten. Ansons­ten ist die Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung an vie­len Stel­len geprägt von Bund-Län­der-Schnitt­stel­len. Das beginnt schon in den Erst­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen. Dort ist die Fest­le­gung der Qua­li­fi­ka­ti­on des Per­so­nals, des Per­so­nal­schlüs­sels und der finan­zi­el­len Mit­tel, auch was die Betreu­ung und Behand­lung beson­ders schutz­be­dürf­ti­ger Flücht­lin­ge betrifft, Auf­ga­be der Län­der. Gefragt danach, wel­che Ver­fah­ren und Instru­men­te ent­wi­ckelt wor­den sei­en, damit sicher­ge­stellt ist, dass trau­ma­ti­sier­te und psy­chisch kran­ke Geflüch­te­te nach ihrer Ankunft früh­zei­tig iden­ti­fi­ziert wer­den, ant­wor­tet die Bun­des­re­gie­rung umständ­lich, aber mit dem Tenor, dass es da nichts gibt, etwas Kon­kre­tes nicht vor­ge­schrie­ben sei und ver­spricht ledig­lich die Prü­fung, ob noch bun­des­recht­li­cher Rege­lungs­be­darf bestehe. Die Bun­des­re­gie­rung meint die Untä­tig­keit damit begrün­den zu kön­nen, dass die EU-Auf­nah­me­richt­li­nie eine beson­de­res Scree­ning-Ver­fah­ren oder Clea­ring-Ver­fah­ren nicht vor­schrei­be. Beim Pro­blem­the­ma der Finan­zie­rung qua­li­fi­zier­ter Sprach­mitt­lung im Fal­le von Psy­cho­the­ra­pien für trau­ma­ti­sier­te und psy­chisch kran­ke Flücht­lin­ge lan­det man wie­der bei der Pro­ble­ma­tik der Bund-Län­der-Schnitt­stel­le und bei der Auf­fas­sung der Bun­des­re­gie­rung, die Mög­lich­kei­ten der Inan­spruch­nah­me von Sprach­mitt­lung sei­en ausreichend.

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