Die Bun­des­re­gie­rung hat eine Klei­ne Anfra­ge der Bun­des­tags­frak­ti­on Die Lin­ke zum EU-Tür­kei-Abkom­men am 24.5.2016 beant­wor­tet (BT-Druck­sa­chen 18/8205, 18/8542). Die Grund­über­zeu­gung der Bun­des­re­gie­rung, die davon aus­geht, dass die Tür­kei zu ihren Zusa­gen steht, dass in die Tür­kei Abge­scho­be­ne im Ein­klang mit natio­nal- und völ­ker­recht­li­chen Stan­dards behan­delt wer­den, ist uner­schüt­ter­lich – auch nicht durch gegen­tei­li­ge Erfah­run­gen in der Pra­xis. Was sonst noch so an Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen erfragt wird, kann die Bun­des­re­gie­rung nach dem übli­chen Vor­ge­hen nicht veri­fi­zie­ren. Flucht­ur­sa­chen­be­kämp­fung ist eines der aktu­el­len Lieb­lings­wör­ter der Bun­des­re­gie­rung, die selbst die Errich­tung von beson­de­ren Zonen auf syri­schem Ter­ri­to­ri­um in der Nähe der tür­ki­schen Gren­ze als einen Bei­trag hier­für dar­stellt. Die Bun­des­re­gie­rung sym­pa­thi­siert mit der tür­ki­schen Idee, sich eines Teils der Flücht­lin­ge ent­le­di­gen zu wol­len bzw. poten­ti­el­le Flücht­lin­ge gar nicht aus sol­chen Zonen her­aus zu las­sen. Die Bun­des­re­gie­rung hält die Tür­kei für einen siche­ren Dritt­staat, auch für einen siche­ren Her­kunfts­staat, plant aber zumin­dest aktu­ell nicht, die Tür­kei per Geset­zes­än­de­rung als siche­ren Her­kunfts­staat im Sin­ne des deut­schen Asyl­rechts ein­zu­stu­fen. Wohl­ge­merkt: Ein Staat, in dem sich eine auto­ri­tä­re Regie­rung der poli­ti­schen Oppo­si­ti­on im Par­la­ment ent­le­digt, in dem die Arbeits­be­din­gun­gen von Jour­na­lis­ten jeden Tag schwie­ri­ger und gefähr­li­cher wer­den, in dem in einem erheb­li­chen Teil des Lan­des im Süd­os­ten Krieg herrscht. Genau­es wis­sen zu wol­len, ist an vie­len Stel­len nicht die Sache der Bun­des­re­gie­rung. Wel­che Staats­an­ge­hö­rig­keit die bis­lang im Rah­men des EU-Tür­kei-Deals abge­scho­be­nen Per­so­nen hat­ten, ist ihr nicht bekannt.

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