Eine Ent­schei­dung, ob die Tür­kei EU-weit als siche­rer Her­kunfts­staat ein­ge­stuft wird, gibt es noch nicht. Dies ergibt sich aus der Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf eine Klei­ne Anfra­ge der Bun­des­tags­frak­ti­on Die Lin­ke (BT-Druck­sa­chen 18/9339, 18/9506). Die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on habe im Sep­tem­ber 2015 einen Vor­schlag einer sol­chen Lis­te siche­rer Her­kunfts­staa­ten vor­ge­legt, auf der auch die Tür­kei gestan­den habe. Jetzt will man erst ein­mal ein Gut­ach­ten des Euro­päi­schen Unter­stüt­zungs­bü­ros für Asyl­fra­gen (EASO) ein­ho­len. Die absur­de Idee, die Tür­kei nach der Ent­wick­lung der letz­ten Mona­te den­noch irgend­wie als siche­ren Her­kunfts­staat lis­ten zu wol­len, ist zumin­dest noch nicht ganz tot. Die Bun­des­re­gie­rung wer­de in enger Abstim­mung mit den euro­päi­schen Part­nern und den EU-Insti­tu­tio­nen über die wei­te­re Hal­tung zur Ein­be­zie­hung der Tür­kei ent­schei­den. Abge­se­hen von der mög­li­chen Lis­tung dubio­ser Staa­ten aller Art, auto­kra­ti­sche und men­schen­ver­let­zen­de Regime und Regie­run­gen, ist auch zu befürch­ten, dass der Erstel­lungs­pro­zess einer gemein­sa­men Lis­te siche­rer Her­kunfts­staa­ten dar­auf hin­aus lau­fen könn­te, dass die EU-Staa­ten je nach eige­ner Inter­es­sen­la­ge „ihre“ Staa­ten auf die Lis­te prak­ti­zie­ren wol­len, die dann ver­mut­lich ins Unend­li­che wach­sen dürf­te. Unter deut­schen Poli­ti­kern ist ein belieb­tes Gesell­schafts­spiel, mal die­sen, mal jenen Staat in die Debat­te zu wer­fen, der unbe­dingt als sicher gelis­tet wer­den sollte.

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