Die Bun­des­re­gie­rung hat am 8.8.2016 eine Klei­ne Anfra­ge der Bun­des­tags­frak­ti­on Die Lin­ke „Abschie­bun­gen im ers­ten Halb­jahr 2016“ beant­wor­tet (BT-Druck­sa­chen 18/9173, 18/9360). Im ers­ten Halb­jahr 2016 wur­den 27.648 Per­so­nen an der Ein­rei­se gehin­dert bzw. zwangs­wei­se außer Lan­des gebracht. 13.111 Per­so­nen wur­den auf dem Luft­weg abge­scho­ben. Wich­tig: Im Asyl­ver­fah­ren abge­lehn­te Asyl­su­chen­de stel­len nur eine Teil­men­ge des Gesamt­ge­sche­hens dar. Des­halb lis­tet die Bun­des­re­gie­rung in der Ant­wort auch unter den Ziel­staa­ten eine gan­ze Rei­he von EU-Staa­ten auf. Auf Platz 1 bis 3 der Lis­te der wich­tigs­ten Ziel­staa­ten von Abschie­bun­gen im ers­ten Halb­jahr 2016 ste­hen Alba­ni­en, Koso­vo und Ser­bi­en. Zuge­nom­men hat die Zahl der durch die EU koor­di­nier­ten Sam­mel­char­ter­flü­ge. 2.193 Per­so­nen wur­den so im ers­ten Halb­jahr 2016 trans­por­tiert, 1.327 im Gesamt­jahr 2015. Natio­na­le Sam­mel­char­ter: 5.776 Per­so­nen bis­lang 2016 gegen­über 8.849 in 2015. Abge­bro­chen wur­de die Abschie­bung von 121 Per­so­nen wegen Wider­stands­hand­lun­gen, von 29 aus medi­zi­ni­schen Grün­den, 67, weil sich das Flug­per­so­nal gewei­gert hat­te, die Per­so­nen zu trans­por­tie­ren. In 9 Fäl­len wei­ger­ten sich die Ziel­staa­ten, die Abge­scho­be­nen aufzunehmen.

Die media­le Rezep­ti­on die­ser Fak­ten ist ver­wir­rend. Da wer­den Abbrü­che mit Wider­stands­hand­lun­gen in eins gesetzt. Teil­wei­se wur­de wohl auch nicht ver­stan­den, dass es bei die­ser sta­tis­ti­schen Erfas­sung ledig­lich um die Situa­ti­on im direk­ten Vor­feld der Abschie­bung geht. Dar­aus erklärt sich die rela­tiv gerin­ge Zahl der ver­wei­ger­ten Auf­nah­men durch Ziel­staa­ten. Natür­lich ist die ver­wei­ger­te Auf­nah­me in sol­chen Fäl­len bzw. die Nicht­aus­stel­lung von Rei­se­do­ku­men­ten ins­ge­samt von wesent­lich grö­ße­rer Bedeu­tung im Abschiebungsgeschehen.

Der unver­meid­li­che Herr Sar­ra­zin hat sich in einem Gast­bei­trag mit der FAZ am 21.8.2016 dazu geäu­ßert, wie man sol­che Wider­stän­de bricht, näm­lich per Kampf­ein­satz: „Ver­wei­gert ein Her­kunfts­land die Auf­nah­me, so wer­den die Betref­fen­den gleich­wohl grund­sätz­lich dort­hin ver­bracht, not­falls unter mili­tä­ri­schem Schutz“. Das muss man sich wohl so vor­stel­len: Die Bun­des­wehr hät­te die Begleit­be­am­ten der Bun­des­po­li­zei zu sichern und die Rück­nah­me der Staats­an­ge­hö­ri­gen Ziel­staats mili­tä­risch zu erzwingen.

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