01.01.2013

Newsletter Jan 2013

Die Bun­des­re­gie­rung hat am 22. Novem­ber 2012 eine Klei­ne Anfra­ge (BT-Druck­sa­che 17/11417) der Bun­des­tags­frak­ti­on Die Lin­ke zur „Debat­te über den ver­meint­li­chen Miss­brauch des Asyl­rechts durch ser­bi­sche und maze­do­ni­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge“ beant­wor­tet. Die Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung (BT-Druck­sa­che 17/11628) ent­hält unter ande­rem dif­fe­ren­zier­te Anga­ben zur Ent­wick­lung der Asyl­an­trag­stel­ler­zah­len aus Mon­te­ne­gro, Alba­ni­en, Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na, Ser­bi­en und Maze­do­ni­en sowie zur Geschlechts- und Alters­struk­tur der Asyl­su­chen­den aus Ser­bi­en und Maze­do­ni­en. Aus­führ­li­che Aus­kunft wird auch gege­ben zu den orga­ni­sa­to­ri­schen Maß­nah­men, die im Rah­men der ange­ord­ne­ten Asyl­schnell­ver­fah­ren für die Her­kunfts­län­der Ser­bi­en und Maze­do­ni­en ver­an­lasst wur­den. Fast die Hälf­te aller Asyl­su­chen­den aus Ser­bi­en sind Kin­der. Auch der Geschlech­ter­pro­porz unter den Asyl­su­chen­den scheint dafür zu spre­chen, dass gan­ze Roma-Fami­li­en flie­hen. Immer­hin schließt die Bun­des­re­gie­rung nicht völ­lig aus, dass die Lebens­ver­hält­nis­se der Roma ein Grund für den Anstieg der Asyl­ge­su­che aus den Her­kunfts­län­dern Ser­bi­en und Maze­do­ni­en sein kön­nen (Ant­wort auf Fra­ge 9). Etwas vor­sich­ti­ger als zuvor der Prä­si­dent des Bun­des­am­tes für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge äußert sich die Bun­des­re­gie­rung zum Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­rich­tes zum Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz als mög­li­che Flucht­ur­sa­che. Man habe nie­mals die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass dies der allei­ni­ge Grund für den Anstieg von Asyl­an­trä­gen sei. Aus­führ­lich auf­ge­lis­tet sind in den Ant­wor­ten zu den Fra­gen 16–21 die Maß­nah­men der ser­bi­schen und maze­do­ni­schen Regie­rung gegen den angeb­li­chen Miss­brauch der Visa­frei­heit, die angeb­lich geplant und durch­ge­führt wer­den, ohne dass das Recht auf eine freie Aus­rei­se ver­letzt wird. Kei­ne Erklä­run­gen gibt die Bun­des­re­gie­rung für die Tat­sa­che, dass die Aner­ken­nungs­quo­te ser­bi­scher Asyl­su­chen­der in Deutsch­land bei null Pro­zent liegt, wäh­rend sie EU-weit immer­hin zwei Pro­zent beträgt. Die Bun­des­re­gie­rung ver­fügt über kei­ne Erkennt­nis­se, die der Ein­stu­fung der von Ser­bi­en und Maze­do­ni­en als siche­re Her­kunfts­staa­ten ent­ge­gen­ste­hen wür­den und scheint hier offen­bar auf eine Beschleu­ni­gung im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren zu hof­fen. Bei siche­ren Her­kunfts­län­dern wird im Regel­fall auto­ma­tisch auf „offen­sicht­lich unbe­grün­det“ ent­schie­den, sodass die Kla­ge kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung hat. Ob Debat­te und Auf­wand loh­nen, ist eher unklar, wur­den doch ser­bi­sche Asyl­su­chen­de bereits in der Ver­gan­gen­heit häu­fig als „offen­sicht­lich unbe­grün­det“ abge­lehnt. Einen regel­rech­ten Eier­tanz stellt die Ant­wort auf Fra­ge 46 dar. Der Bun­des­in­nen­mi­nis­ter hat­te geäu­ßert, Asyl­su­chen­de soll­ten künf­tig aus­schließ­lich Sach­leis­tun­gen erhal­ten. Dies fin­det sich in der Ant­wort so nicht. Offen­bar aber will man künf­tig bei Asyl­su­chen­den aus siche­ren Her­kunfts­län­dern Miss­brauch unter­stel­len und aus­schließ­lich Sach­leis­tun­gen gewäh­ren. Dass man dabei erneut vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt kiel­ge­holt wird, ver­sucht man durch den Hin­weis zu ver­mei­den, es gebe ja auch im Rah­men des SGB II und des SGB XII die Mög­lich­keit einer kom­plet­ten Bedarfs­de­ckung durch Sach­leis­tun­gen. Somit wür­den auch kei­ne spe­zi­fisch migra­ti­ons­po­li­ti­schen Zwe­cke ver­folgt, sagt die Bun­des­re­gie­rung, und ver­sucht damit die Men­schen­wür­de ent­ge­gen dem Karls­ru­her Urteil damit erneut migra­ti­ons­po­li­tisch zu relativieren.