22.05.2015

Die Lage in Maze­do­ni­en ist bri­sant. Vor dem Hin­ter­grund aktu­el­ler Äuße­run­gen des Prä­si­den­ten der deutsch-maze­do­ni­schen Gesell­schaft und frü­he­ren Staats­se­kre­tärs im Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um, Wal­ter Kol­bow (SPD), erneu­ert PRO ASYL sei­ne For­de­rung nach einer sofor­ti­gen Strei­chung Maze­do­ni­ens von der Lis­te der Siche­ren Her­kunfts­staa­ten. Dies kann durch eine Rechts­ver­ord­nung der Bun­des­re­gie­rung gesche­hen. So sieht es § 29 a Abs. 3 Asyl­ver­fah­rens­ge­setz vor.

Kol­bow hat­te sich mit einer ein­deu­ti­gen Ein­schät­zung zur poli­ti­schen Lage in Maze­do­ni­en zu Wort gemel­det. Dem­nach ver­sucht der Regie­rungs­chef Maze­do­ni­ens, Niko­la Gruev­ski, sich dadurch an der Macht zu hal­ten, dass er eth­ni­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen schürt. Die Saar­brü­cker Zei­tung vom 19.05.2015 zitiert Kol­bow mit den Wor­ten: „Das ist eine Lun­te, die nicht nur glimmt, son­dern bereits brennt.“

Kol­bow ist nicht der ein­zi­ge, der die bewaff­ne­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit mehr als 20 Toten vor zwei Wochen in der Stadt Kuma­no­vo für eine mög­li­cher­wei­se von der Regie­rung insze­nier­te Akti­on hält, den „Ver­such, einen klei­nen Krieg anzu­zet­teln, um von der Kor­rup­ti­on im eige­nen Bereich abzulenken“.

Die Bun­des­re­gie­rung ist gehal­ten, auf die spä­tes­tens jetzt deut­lich gewor­de­ne Unsi­cher­heit Maze­do­ni­ens zu reagie­ren. Bei der Ein­stu­fung des Lan­des als Siche­rer Her­kunfts­staat hat man Hin­wei­se zur Insta­bi­li­tät des Lan­des aus­ge­blen­det mit dem Ziel, maze­do­ni­sche Asyl­su­chen­de nach einem Schnell­ver­fah­ren abschie­ben zu kön­nen. Weni­ge Mona­te spä­ter erweist sich Maze­do­ni­en nun als das sprich­wört­li­che Pul­ver­fass mit bren­nen­der Lunte.

„Auch von einer in der Flücht­lings­po­li­tik von der Uni­on getrie­be­nen Sozi­al­de­mo­kra­tie darf man wohl erwar­ten, dass sie zur Selbst­kor­rek­tur in die­sem so ein­deu­ti­gen Fall bereit ist und aus der Ein­schät­zung ihres Maze­do­ni­en­ex­per­ten Kol­bow die Kon­se­quenz zieht,“ so Bernd Meso­vic von PRO ASYL. Dazu gehö­ren neben der Strei­chung von der Siche­re-Her­kunfts­staa­ten­lis­te das Ein­tre­ten für eine sofor­ti­ge Dees­ka­la­ti­on des Kon­flik­tes, z.B. durch Ver­mitt­lungs­be­mü­hun­gen der EU. Wenn nicht schnell gehan­delt wird, dann kön­nen die Ereig­nis­se in Maze­do­ni­en die Vor­zei­chen eines grö­ße­ren poli­ti­schen Kon­flik­tes auf dem Bal­kan sein, der in Zei­ten eines sich ent­wi­ckeln­den neu­en kal­ten Krie­ges nicht nur in Maze­do­ni­en gewalt­tä­ti­ge For­men der Kon­flikt­aus­tra­gung befürch­ten lässt.

An die Spit­ze derer, die für die Her­un­ter­nah­me Maze­do­ni­ens von der Siche­re-Her­kunfts­staa­ten­lis­te ein­tre­ten müss­ten, hät­te sich nach Auf­fas­sung von PRO ASYL auch der baden-würt­tem­ber­gi­sche Minis­ter­prä­si­dent Kret­sch­mann zu set­zen. Er war maß­geb­lich dafür ver­ant­wort­lich, dass die Aus­deh­nung der Siche­re-Her­kunfts­staa­ten­re­ge­lung – auch auf Maze­do­ni­en – die Zustim­mung der Bun­des­län­der gefun­den hat­te. Damit ist die Kor­rek­tur der Fehl­ent­schei­dung, jeden­falls mora­lisch gese­hen, nicht allein Sache der Regierungskoalition.

Zum Hin­ter­grund:

§ 29a Abs. 3 AsylVfG

(3) Die Bun­des­re­gie­rung bestimmt durch Rechts­ver­ord­nung ohne Zustim­mung des Bun­des­ra­tes, dass ein in Anla­ge II bezeich­ne­ter Staat nicht mehr als siche­rer Her­kunfts­staat gilt, wenn Ver­än­de­run­gen in den recht­li­chen oder poli­ti­schen Ver­hält­nis­sen die­ses Staa­tes die Annah­me begrün­den, dass die in Arti­kel 16a Abs. 3 Satz 1 des Grund­ge­set­zes bezeich­ne­ten Vor­aus­set­zun­gen ent­fal­len sind. Die Ver­ord­nung tritt spä­tes­tens sechs Mona­te nach ihrem Inkraft­tre­ten außer Kraft.

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