Dem ARD-Maga­zin „Moni­tor“ lie­gen inter­ne EU-Doku­men­te zum soge­nann­ten Khar­to­um-Pro­zess vor, die Bri­sanz haben: Län­der wie Eri­trea, Sudan und Süd­su­dan sol­len in das euro­päi­sche Grenz­ma­nage­ment ein­ge­spannt wer­den, um im Vor­feld Euro­pas Flucht­be­we­gun­gen zu ver­hin­dern. Was bereits mit der Unter­zeich­nung der Erklä­rung von Khar­to­um in die Wege gelei­tet wur­de, wird nun kon­kre­ter: Dem Moni­tor-Bericht zufol­ge ist geplant, „Insti­tu­tio­nen der Regie­rung in Eri­trea zu stär­ken“ und sie bei der Bekämp­fung von kom­mer­zi­el­len Flucht­hel­fern zu unter­stüt­zen. Im Sudan sol­len Beam­te im „Migra­ti­ons­ma­nage­ment“ geschult wer­den, das „Grenz­ma­nage­ment“ des Süd­su­dans soll ver­bes­sert wer­den. Dar­über hin­aus ist die Ein­rich­tung eines „Trai­nings­zen­trums“  an der Poli­zei­aka­de­mie in Ägyp­ten geplant. Poli­zei­be­am­te und Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den ver­schie­de­ner afri­ka­ni­schen Staa­ten sol­len dort geschult werden.

Unver­hoh­len bestä­tigt der EU-Kom­mis­sar für Inne­res und Migra­ti­on, Dimit­ris Avra­mo­pou­los, im Inter­view mit Moni­tor: „Wir sind uns der Tat­sa­che bewusst, dass wir es dabei mit auto­ri­tä­ren Regi­men zu tun haben, mit Dik­ta­tu­ren. […] Aber sie bekom­men von uns kei­ne poli­ti­sche oder demo­kra­ti­sche Legi­ti­ma­ti­on. Wir kon­fron­tie­ren sie nur mit ihrer Ver­ant­wor­tung.“ Die Ver­ant­wor­tung Euro­pas scheint dabei kei­ner­lei Rele­vanz zu haben. Näm­lich Men­schen Schutz zu bie­ten, die vor den repres­sivs­ten Regi­men welt­weit flie­hen. Statt­des­sen wer­den die Behör­den ver­bre­che­ri­scher Regie­run­gen auf­ge­rüs­tet, um die eige­ne Bevöl­ke­rung oder Men­schen auf der Flucht aus ande­ren Län­dern dar­an zu hin­dern, Schutz zu suchen. Flücht­lin­ge aus Eri­trea, deren Schutz­ge­such in Deutsch­land geprüft wird, wer­den zu rund 99 Pro­zent aner­kannt – aus gutem Grund: Regime­kri­ti­ke­rIn­nen lan­den in dem Land am Horn von Afri­ka in gehei­men Gefäng­nis­sen. Wer über die Gren­ze flieht, ris­kiert, als Deser­teur ver­folgt zu wer­den. Die Mili­tär­dik­ta­tur treibt seit Jah­ren fort­wäh­rend Men­schen in die Flucht.

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