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Schließung von PIKPA: Griechenland will Elendscamps alternativlos machen

Derzeit gibt es auch auf Lesbos noch humanitäre Gegenentwürfe zu den katastrophalen Bedingungen in Massenlagern wie Moria 2.0: Das selbstorganisierte Camp »PIKPA«, aber auch die reguläre Einrichtung »Kara Tepe«. Die griechische Regierung hat nun angekündigt, diese zu schließen - ein Vorgeschmack auf die Neuausrichtung der europäischen Asylpolitik.
Am 23.09 hat der griechische Minister für Migration angekündigt, das Camp »PIKPA« auf Lesbos bis zum 31.10 zu schließen. Auch die reguläre Unterbringungseinrichtung »Kara Tepe« soll bis zum Ende des Jahres ihren Betrieb einstellen. In beiden Camps finden derzeit besonders schutzbedürftige Menschen eine Unterbringung in Würde und unter Wahrung ihrer Grundrechte. PRO ASYL und RSA rufen dazu auf, die letzten humanen Unterbringungen für vulnerable Schutzsuchende auf Lesbos zu verteidigen!
Schließung zeitgleich mit dem »New Pact« verkündet
Die Ankündigung zur Schließung erging am Tag der Vorstellung des »New Pact on Migration and Asylum« durch EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen. Trotz der Erfahrungen der vergangenen fünf Jahre verschärft die Kommission in diesem Pakt die Pläne für geschlossene Lager an den EU-Außengrenzen. Das abgebrannte Lager Moria wird zur Blaupause dieser Politik.
Im gleichen Atemzug wurden die Pläne konkretisiert, das neue Zeltlager »Kara Tepe« (Moria 2.0) als ein europäisches Pilotprojekt unter die Leitung einer Taskforce aus EU-Kommission und griechischer Regierung zu stellen. Die drohenden Schließungen zeigen: Moria 2.0 soll alternativlos sein – auch für die Schutzbedürftigsten.

Katastrophale Lage im neuen Moria
Bereits jetzt ist die Lage im neuen Lager katastrophal. Die Zeltstadt ist auf einem Schießübungsplatz errichtet worden. Nahe der Küste sind über 9000 Menschen den Witterungen ausgeliefert, bei Sturm drohen Überschwemmungen. Dutzende Menschen sind zusammen im gleichen Zelt untergebracht, die Versorgung mit dem Notwendigsten bleibt mangelhaft.
PIKPA: Positives Beispiel für Unterbringung
PIKPA ist eines der positivsten Beispiele, wie Unterbringung für Schutzsuchende organisiert werden kann. Seit 2012 fanden in dem Camp, das hauptsächlich durch ehrenamtliches Engagement getragen wird, mehr als 30.000 besonders vulnerable Schutzsuchende – wie Familien mit kleinen Kindern, Opfer von Folter und Menschen mit Behinderung – ein Zuhause auf Zeit. Refugee Support Aegean (RSA), unser Team in Griechenland, arbeitet vor Ort eng mit PIKPA zusammen und hat in zahlreichen Fällen rechtliche und psychologische Unterstützung für die Bewohner*innen in PIKPA geleistet.
PRO ASYL und RSA erklären sich solidarisch mit PIKPA und unterstützen die Forderungen von Lesvos Solidarity. Wir appellieren an den griechischen Ministerpräsidenten Mitsotakis, Kommissionspräsidentin von der Leyen und Bundeskanzlerin Merkel, sich gegen die Schließungen von »PIKPA« und dem alten Lager »Kara Tepe« einzusetzen und die würdevolle Unterbringung der Bewohner*innen zu garantieren!
(rsa)