01.04.2014

Newsletter Apr 2014

Ein neu­es, jour­na­lis­ti­sches Daten­bank­pro­jekt will eine zuver­läs­si­ge Sta­tis­tik über die Zahl der Todes­op­fer des euro­päi­schen Grenz­re­gimes schaf­fen. Die aktu­el­le Zahl über­steigt bis­he­ri­ge Schät­zun­gen um meh­re­re Tau­send. Das Pro­jekt „The Migrant Files“ macht sicht­bar: Flücht­lin­ge ster­ben auch im Ein­satz­ge­biet euro­päi­scher Grenz­schüt­zer. Mit der Daten­bank ver­sucht eine Arbeits­grup­pe euro­päi­scher Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten, eine Lücke zu fül­len. Denn weder die Behör­den der euro­päi­schen Mit­glied­staa­ten noch Fron­tex erhe­ben Sta­tis­ti­ken über die Todes­fäl­le an Euro­pas Außengrenzen.

Auch der ita­lie­ni­sche Jour­na­list Gabrie­le del Gran­de ver­öf­fent­licht bereits seit Jah­ren auf Medi­en­be­rich­ten basie­ren­de Schät­zun­gen auf dem Blog „Fort­ress Euro­pe“. Von ihm stammt auch die Zahl der 19.000 Toten seit 1988. Del Gran­de wie das in Ams­ter­dam ansäs­si­ge Netz­werk UNITED for Inter­cul­tu­ral Action bezie­hen offen­bar im Unter­schied zu UNHCR auch Tote beim Durch­que­ren der Saha­ra ein. Alle Schät­zun­gen gehen davon aus, dass die eigent­li­che Zahl der Toten weit­aus höher liegt. Das neue Pro­jekt führt nun die Aus­wer­tun­gen von United for Inter­cul­tu­ral Action, jene Del Gran­des und Pro­jekt­da­ten der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on im Daten­bank­pro­jekt „The Migrant’s Files“ zusam­men und ana­ly­siert lau­fend die Bericht­erstat­tung über Todes­fäl­le und Ver­miss­ten­mel­dun­gen. Mit­tels einer  durch­ge­hen­den Erhe­bungs­sys­te­ma­tik, Daten­be­rei­ni­gun­gen und Gegen­checks wol­len die Jour­na­lis­ten eine mög­lichst zuver­läs­si­ge Sta­tis­tik über tote Flücht­lin­ge zu schaf­fen. Die Neue Zür­cher Zei­tung, die an dem Pro­jekt betei­ligt ist, nennt die Zahl von 23.000 Toten und Ver­miss­ten allein für den Zeit­raum ab 1. Janu­ar 2000 – die Zahl liegt um 70 Pro­zent höher als von Del Gran­de für den glei­chen Zeit­raum ermit­telt und scheint der­zeit die genaus­te zu sein. Die Mehr­zahl der toten Flücht­lin­ge ist ertrun­ken, aber Hun­der­te star­ben an Hun­ger oder Durst, an Käl­te oder Unter­küh­lung, erstick­ten in LKWs oder beim Über­que­ren von Minenfeldern.

„The Migrants Files“: http://www.detective.io/detective/the-migrants-files/

NZZ: www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/die-toten-vor-europas-tueren‑1.18272891