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Flüchtlings- und Medienwellen
Nachdem die Wetterverhältnisse im Seegebiet zwischen Nordafrika und Sizilien mit Ende des Winters besser geworden sind, starten wieder mehr Flüchtlingsboote und in Italien wird zum wiederholten Mal die Krise ausgerufen. Und es häufen sich die häufig recht dürftig recherchierten Artikel zum Thema der Flucht und Migration über das Mittelmeer. Hauptinformationsquelle für Spiegel Online vom 30. März 2014: Der italienische Geheimdienst. Tausende Flüchtlinge warteten in Nordafrika nur darauf, ihren gefährlichen Trip ins gelobte Europa zu starten. Wenige Wochen später operierten die Medien in einer Art Überbietungswettbewerb, zum Teil selbst wieder unter der Berufung auf Geheimdienstzahlen, mit Zahlen von an die 600.000 Personen, die sich auf den Weg machen wollten alleine aus Libyen. Empirisch ist dies genauso wenig wie in den Jahren seit 2011 gedeckt. Tatsache ist, dass mehr Asylsuchende kommen. Tatsächlich landeten in den ersten drei Monaten 2014 fast 15.000 Menschen an den italienischen Küsten. Auch Christopher Hein, Chef des italienischen Flüchtlingsrates, rechnet in einem Interview mit dem Deutschlandfunk am 10. April 2014 mit mehr Flüchtlingen. Gleichzeitig weist er aber auch darauf hin, dass ein Blick in die Wetterberichte der ersten Monate dieses Jahres zeige, dass es immer Tage mit schönem Wetter waren, an denen Boote in See stachen und sich diese Entwicklung nicht einfach hochrechnen lasse. Von italienischer Seite wird erfolgreich die These in die Medien lanciert und vor den TV-Kameras dargestellt, dass die italienische Küstenwache Flüchtlingsschiffe angeblich nicht mehr abschrecke, sondern Flüchtlinge aus Seenot regelmäßig rette. Das ist bis auf weiteres auch so, allerdings wird z.T. bereits auf See die Rückführung vorbereitet. Christopher Hein erinnert angesichts der Diskussion über die von der Fluchtwelle profitierenden Schleuser und das Raunen über weitere Flüchtlingswellen daran, dass es sich bei den in Italien angelandeten überwiegend um syrische Flüchtlinge handele, aber auch um Flüchtlinge aus Somalia, Eritrea, dem Sudan und einigen anderen afrikanischen Staaten. Das eigentliche Drama beginne ja nicht in Lampedusa oder Sizilien, sondern es sei das Drama von Millionen Flüchtlingen bereits in den Herkunftsländern oder in Erstaufnahmestaaten.