01.05.2013

Newsletter May 2013

Sevim Dağ­de­len, MdB Die Lin­ke im Bun­des­tag, wirft der Bun­des­re­gie­rung in einer Pres­se­mit­tei­lung vom 8. April 2013 vor, bei Visum­ver­fah­ren EU-Recht zu miss­ach­ten. Mit der sys­te­ma­ti­schen Teil­pri­va­ti­sie­rung des Visum­ver­fah­rens und der gleich­zei­ti­gen Miss­ach­tung vor­ge­ge­be­ner Fris­ten zur Bear­bei­tung von Visum­an­trä­gen wer­de gegen EU-Recht ver­sto­ßen. Dabei wür­den den Rei­sen­den die Mehr­kos­ten der Pri­va­ti­sie­rung auf­ge­bür­det. Im Hin­ter­grund steht die Beant­wor­tung einer klei­nen Anfra­ge der Frak­ti­on Die Lin­ke (BT-Druck­sa­che 17/12755) zu Visa­er­tei­lun­gen im Jahr 2012. In den wich­tigs­ten Her­kunfts­län­dern habe man die Zahl der Visa­an­trä­ge trotz stei­gen­der Antrags­zah­len redu­ziert oder unzu­rei­chend ange­passt. Der Visa­ko­dex sehe jedoch vor, dass die Mit­glied­staa­ten geeig­ne­te Kräf­te in aus­rei­chen­der Anzahl ein­zu­set­zen hät­ten. Die EU-Kom­mis­si­on prü­fe bereits, ob ein Ver­trags­ver­let­zungs­ver­fah­ren gegen die Bun­des­re­pu­blik ein­zu­lei­ten sei. Pri­va­te Dienst­leis­ter sol­len ver­stärkt Anträ­ge gegen eine Gebühr ent­ge­gen­neh­men und sie an die Visa­stel­len wei­ter­lei­ten. Es müs­se jedoch auch wei­ter­hin die Mög­lich­keit geben, Anträ­ge unmit­tel­bar bei den Kon­su­la­ten ein­zu­rei­chen. Über die Kri­tik der Lin­ken hin­aus ist das Gan­ze ein gefähr­li­ches Teil-Out­sour­cing im Kern hoheit­li­cher Auf­ga­ben. Man wird sehr gut hin­schau­en müs­sen, wel­che wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen sich da um deut­sche Aus­lands­ver­tre­tun­gen her­um auf­bau­en wer­den. Es über­rascht, dass die­ser kor­rup­ti­ons­ge­fähr­de­te Bereich auf die­se Wei­se exter­na­li­siert wird. Immer­hin war die Visu­mer­tei­lungs­pra­xis deut­scher Aus­lands­ver­tre­tun­gen Gegen­stand eines Bun­des­tags­un­ter­su­chungs­aus­schus­ses, der sei­nen Bericht im Som­mer 2005 vor­leg­te. Über dem poli­ti­schen Jagd­ei­fer auf den für Miss­stän­de bei der Visu­mer­tei­lung damals ver­ant­wort­li­chen Fach­mi­nis­ter Josch­ka Fischer blieb in der Öffent­lich­keit das vom Aus­schuss ermit­tel­te Inter­es­sen­kon­glo­me­rat zwi­schen Aus­lands­ver­tre­tun­gen und den diver­sen pri­va­ten Anbie­tern von Rei­se­schutz­päs­sen, Car­nets de Tou­ris­te usw., weit­ge­hend unbe­ach­tet. Viel­leicht soll­ten die heu­te poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen die Erkennt­nis­se noch ein­mal lesen.